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Jede zehnte Krankenhausinfektion mit multiresistenten Erregern

Freitag, 17. August 2012 – Autor:
Etwa 500.000 Patienten erkranken jedes Jahr in Deutschland an einer Krankenhausinfektion. Mittlerweile bringt die Mehrzahl der Patienten den multiresistenten Keim MRSA schon mit.
MRSA für immungeschwächte Patienten besonders gefährlich

MRSA für immungeschwächte Patienten besonders gefährlich

Wenn es um gefährliche Antibiotika-resistente Erreger im Krankenhaus geht, taucht früher oder später der Name Staphylococcus aureus auf. Normalerweise ist Staphylococcus aureus ein harmloses Hautbakterium. Jeder Fünfte trägt die Keime in der Nase, ohne etwas davon zu merken. Seit Jahrzehnten aber schon gibt es Stämme, die kaum noch auf vorhandene Antibiotika reagieren. Sie sind "multi-resistent" und unter der Abkürzung MRSA gefürchtet. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem können sie zu gefährlichen Blut- oder Lungenentzündungen führen, viele sind lange krank oder sterben gar an den Folgen von MRSA.

"Etwa zehn Prozent der Krankenhausinfektionen werden inzwischen durch multiresistente Erreger hervorgerufen, also Erreger, bei denen viele Antibiotika-Klassen nicht mehr wirksam sind", berichtet Prof. Petra Gastmeier, Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité Berlin.

MRSA: Test bei Aufnahme ins Krankenhaus

Viele Krankenhäuser haben mittlerweile ein Aufnahmescreening auf MRSA eingeführt. "Dabei zeigt sich, dass nur noch zwischen drei bis 20 Prozent der Patienten den MRSA bei der aktuellen Krankenhausbehandlung erwerben, die meisten bringen diese Erreger von vorhergehenden medizinischen Behandlungen mit", sagt Petra Gastmeier.

Von 100 Patienten, die stationär behandelt werden, sind ein bis drei mit einem multiresistenten MRSA-Keim besiedelt. Damit steigt das Risiko der Übertragung - im Krankenhaus, in der Arztpraxis und in der Reha. Ansteckungsgefahr besteht für alle Patienten mit geschwächter Infektabwehr. "Für gesunde Menschen stellen diese Erreger kein wirkliches Problem dar", meint Dr. Alfred Nassauer vom Robert Koch-Institut. "Es ist kaum bekannt, dass wir uns pro Tag mit mehr als 200 verschiedenen Bakterien, Viren und anderen Erregern auseinandersetzen, ohne dass wir es merken oder gar krank werden."

Antibiotikaresistenzen: Kein Gegenmittel in Sicht

Experten sind sich einig, dass nur ein gezielter und möglichst sparsamer Einsatz von Antibiotika die weitere Entstehung solcher multiresistenter Keime zumindest verlangsamen kann. Denn neue Antibiotika, mit denen man die multiresistenten Keime bekämpfen könnte, sind nicht in Sicht. "In den letzten zehn Jahren gab es kaum noch wirklich neue Antibiotika, und es ist auch für die nächsten Jahre nichts wirklich Neues zu erwarten", so Petra Gastmeier. Die Bakterien könnten schneller neue Resistenzen entwickeln als wir neue Antibiotika."

Die Zahl der Infektionen mit einem multiresistenten Keim, zu denen nicht nur MRSA, sondern auch andere Bakterien wie ESBL (Extended Spectrum Betalactamasen) gehören, wird pro Jahr in Deutschland auf etwa 130.000 geschätzt, davon werden 34.000 im Krankenhaus erworben. Für bis zu 10.000 Menschen endet eine solche Infektion jedes Jahr tödlich.

Foto: Elektronenmikroskopische Aufnahme von Staphylococcus aureus-Bakterien (rot) auf einer HEp-2 Epithelzelle (Quelle: Manfred Rohde, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)

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