Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ist eine gestörte Infektabwehr die Ursache von Fibromyalgie?

Freitag, 27. September 2019 – Autor:
Das Fibromyalgie Syndrom ist eine rätselhafte Erkrankung. Die Ursachen sind bis heute nicht geklärt. Die traditionelle chinesische Medizin hat aber eine Theorie, was die Krankheit auslösen könnte.
gestörte Immunabwehr könnte Ursache des Fibromyalgie Syndroms sein

Nach der traditionellen chinesischen Medizin ist eine gestörte Immunabwehr die Ursache des Fibromyalgie Syndroms

Wanderschmerzen, Nebel im Kopf und Erschöpfung – das sind drei wesentliche Leitsymptome des Fibromyalgie Syndroms (FMS). Schon die Bezeichnung „Syndrom“ weist darauf hin, dass bisher keine körperliche Ursache für die Erkrankung gefunden werden konnte. Betroffene irren darum oft jahrelang von Arzt zu Arzt ohne Ergebnis oder bekommen bestenfalls die Diagnose „psychosomatisch“. Denn die Blutwerte sind in Ordnung und an den schmerzenden Stellen, den sogenannten Trigger-points,  lassen sich keine Veränderungen finden.

Weichteilrheuma heißt heute Fibromyalgie

Trotzdem ist die Krankheit keine Einbildung, wie viele Ärzte meinen. Beschreibungen von Muskelschmerzen reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Später sprach man von Muskelrheumatismus und Weichteilrheuma. Seit klar ist, dass der Erkrankung keine entzündlichen Prozesse zugrunde liegen, wird die Krankheit als Fibromyalgie bzw. als Fibromyalgie Syndrom bezeichnet. Heute gibt es sogar eine Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Fibromyalgie Syndroms 

Mehr als nur chronischer Schmerz

Die Schulmedizin geht momentan von einer gestörten Schmerzwahrnehmung aus. So konnten kürzlich bei Fibromyalgie-Patienten Schädigungen an den kleinen schmerzleitenden Nervenfasern (small fibers) nachgewiesen werden. Doch das erklärt nicht hinreichend, warum Betroffene neben "wandernden" Schmerzen in der Nähe der Gelenke auch unter chronischer Erschöpfung, Schlafstörungen und dem sogenannten Fibro-Fog leiden. Fibro-Fog bezeichnet einen watteartigen Zustand im Kopf, bei dem das Denkvermögen wie vernebelt ist. Häufig wird auch von Benommenheit, Wortfindungsstörungen, Vergesslichkeit und massiven Konzentrationsstörungen in diesem Zusammenhang berichtet.

TCM geht von einer gestörten Immunregulation aus

Was also löst diese rätselhafte Erkrankung aus, die weit mehr ist als eine reine Schmerzkrankheit? Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat dazu eine alte Theorie: Ihrer Ansicht nach liegt dem Fibromyalgie Syndrom ursächlich eine gestörte Infektabwehr, eine sogenannte Infektstarre zugrunde. Danach befindet sich das Immunsystem bei Betroffenen in einem erfolglosen Dauerkampf gegen einen Infekt, die Abwehr tritt praktisch auf der Stelle. Das lauge den Körper bis zur Erschöpfung aus. Zudem sammelten sich entzündliche Stoffe im Körper an, was weiterhin die Müdigkeit, Schmerzen und die anderen Symptome erkläre.

Erkältung oft Auslöser des Fibromyalgie Syndroms

Da eine Fibromyalgie oftmals nach einem (nicht auskurierten) Infekt beginnt, ist das Erklärungsmodell durchaus plausibel. Gestützt wird es von Patienten, die über ein dauerhaftes Erkältungsgefühl berichten. Gegen die Entzündungstheorie spricht allerdings, dass FMS-Patienten keine erhöhten Entzündungswerte haben, jedenfalls keine nachweisbaren.

Dass psychische Faktoren eine Rolle spielen können, schließt die TCM nicht aus. So könne Stress durchaus ein Trigger sein. Hauptursache für Fibromyalgie (FMS) sei jedoch ein steckengebliebener Infekt, also eine Immunregulationsstörung, sagen TCM-Mediziner.

Kuriert wird das Fibromyalgie Syndrom in der chinesischen Medizin mit einer Kombination aus pflanzlichen Mitteln (Phytotherapien), Entspannungstechniken, Reflexzonenmassagen und therapeutischen Gesprächen. Hinzukommen sanfte Bewegungsübungen wie Tai Chi, die den Patienten aber nicht zusätzlich erschöpfen dürfen. Ziel der Behandlung ist es, die entzündlichen Prozesse aus dem Körper auszuleiten und das Immunsystem zu stabilisieren.

Foto: © fizkes - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Rheuma , Immunsystem , Erkältung

Weitere Nachrichten zum Thema Fibromyalgie Syndrom

17.02.2017

Fibromyalgie wird oft als Weichteilrheuma bezeichnet. Doch die chronische Schmerzerkrankung ist laut der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung kein Rheuma. In Kürze soll eine neue Version der S3-Leitline erscheinen.

12.04.2013

Sie gelten oft als eingebildete Kranke: Patienten mit Fibromyalgie – denn bisher konnten für die chronischen Schmerzen keine organischen Ursachen gefunden werden. Doch jetzt hat ein Würzburger Forscherteam herausgefunden, dass bei der Erkrankung kleinste Nervenfasern zerstört sind.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin