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Ist Deutschland arm an Arzneimittelinnovationen?

Mittwoch, 9. April 2014 – Autor: Cornelia Wanke
„Deutschland braucht eine neue Innovationskultur“ – das forderte Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes forschender Arzneimittelunternehmen (vfa) kürzlich auf dem Gesundheitskongress des Westens in Köln.

Arzneimittelinnovationen: Wer zieht in Deutschland an welchem Strang? – Foto: DragonImages - Fotolia

Fischer bemängelte vor allem, dass im Verfahren der frühen Nutzenbewertung nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) die Preisverhandlungen nicht von der Nutzenbewertung getrennt seien. „Da gibt es im Moment eine sehr starke Verquickung, die ich für die Zukunft als nicht haltbar sehe“, so die vfa-Chefin. Der Nutzen von neuen Medikamenten werde „sukzessive kleingerechnet“.  „Dabei kann man zum Zeitpunkt einer frühen Nutzenbewertung insbesondere bei chronischen Erkrankungen schwer den tatsächlichen Nutzen bewerten.“ Dieser sei häufig erst am Ende einer Erkrankung tatsächlich sichtbar.

Der GKV-Spitzenverband – gleichzeitig Coach, Schiedsrichter und Spieler?

Darüber hinaus gebe es ein großes „Governance-Problem“: „Der G-BA ist mit der halben Bank von Mitarbeitern des GKV-Spitzenverbandes besetzt. Dort wird die Vergleichstherapie festgelegt – und danach verhandelt dann der GKV-Spitzenverband auch über den Preis.“  So sei den GKV-Spitzenverband gleichzeitig Coach, Schiedsrichter und Spieler. 

Fischer äußerte aber nicht nur Kritik, sie regte vor allem an, dass der G-BA mehr kooperieren könnte – und sich eine „breitere Expertise durch das Einbeziehen von Experten, Fachgesellschaften und der Zulassungsbehörde“ verschaffen könne. „Denn wir brauchen faire Rahmenbedingungen für eine Verbesserung der Versorgung“, so die vfa-Chefin.

IQWiG-Chef Windeler sieht keine Hemmnisse für Innovationen in Deutschland

Dr. Jürgen Windeler, konterte, man könne ja über eine substitutive Einführung von Arzneimitteln nachdenken. „Dass hierzulande nicht so gute Arzneimittel nicht so gut bezahlt werden, ist ja schon ein Plus – in anderen Ländern werden sie gar nicht bezahlt“, so der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Seiner Meinung nach bestehen „keinerlei Hürden“, Innovationen ins System zu bringen – „außer der Preis“. „Entscheidend für mich als Institutsleiter ist aber auch nicht der Forschungsstandort Deutschland, sondern einzig und allein die Versorgung der Patienten.“ Unterstützung bekam Windeler hier von Johann-Magnus von Stackelberg: „Der einzige Maßstab muss eine gute Versorgung der Patienten sein“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes. Die Tatsache, dass man seit Einführung der frühen Nutzenbewertung insgesamt 44 Erstattungsbeträge ausgehandelt habe – „davon nur vier vor dem Schiedsamt und alle ohne Zusatznutzen“ – zeige, dass das AMNOG wirke. Von Stackelberg: „Und wie es wirkt, wirkt es gut!“

Foto: DragonImages - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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