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Intensive Senkung des LDL-Cholesterins senkt Risiko für Folgeschlaganfall

Samstag, 14. Mai 2022 – Autor:
Eine neue Metaanalyse zeigt, dass eine intensive Senkung des LDL-Cholesterins vor Folgeschlaganfällen schützt. Durch die intensivierte Statingabe kam es jedoch zu etwas mehr Hirnblutungen. Neurologen ordnen die Ergebnisse nun ein.
Mit einer Senkung des LDL-Cholesterins will man Folgeschlaganfälle verhindern.

Mit einer Senkung des LDL-Cholesterins will man Folgeschlaganfälle verhindern. – Foto: © Adobe Stock/ Roger ashford

 Schlaganfallpatienten haben ein erhöhtes Risiko, einen weiteren Schlaganfall zu bekommen. Fast jeder Fünfte muss innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einem Folgeschlaganfall rechnen. Die Sekundärprophylaxe ist also von großer Bedeutung. Neben Blutverdünnern spielen hierbei Statine eine große Rolle. Diese Medikamente senken das LDL-Cholesterin, um das Fortschreiten der Arteriosklerose zu verhindern.

Meta-Analyse wertet Studien mit über 20.000 Schlaganfallpatienten aus

Die Frage ist nur: Wie intensiv sollte das LDL-Cholesterin gesenkt werden? Dieser Frage ging eine Metaanalyse nach, in der elf randomisierte klinische Studien der letzten fünf Jahrzehnte mit über 20.000 Teilnehmern evaluiert wurden. Dabei wurde die intensive mit einer weniger intensiven Statin-basierten LDL-C-Senkung vergleichen. Die mittleren LDL-C-Zielspiegel betrugen 79 mg/dl in der Gruppe der intensiveren LDL-Senkung und 119 mg/dl bei den Patientinnen und Patienten, bei denen eine weniger intensive LDL-Senkung erfolgte. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt vier Jahre.

Nur Patienten mit Arteriosklerose profitieren von intensiver Senkung des LDL-Cholesterins

Die gepoolten Ergebnisse wurden im April im JAMA Neurolology veröffentlicht. Danach verringerte eine intensivere LDL-C-Senkung das Risiko für ein Schlaganfallrezidiv um 12 Prozent. Dabei handelt es sich allerdings um die relative Risikoreduktion. Die absolute Risikoreduktion betrug 8,1 % versus 9,3 %. Vor allem Patienten mit einer Arteriosklerose profitierten signifikant (Reduktion des Rezidivrisikos um 21% von der intensiveren Therapie, bei Betroffenen ohne Arteriosklerose war der Effekt hingegen nicht signifikant. Im Gegenzug ging die intensivere LDL-C-Senkung mit einer Risikozunahme für Hirnblutungen um 46% einher und mit einem um 26% höheren Risiko für einen Diabetes mellitus.

Experten nehmen Schaden-Nutzen-Abwägung vor

Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ordnen die Ergebnisse nun ein. Zunächst einmal bewerten sie den Nutzen der Statine höher als das Blutungsrisiko, da durch eine intensive Statintherapie 131 ischämische Insulte verhindert werden konnte – zu Lasten von 40 Hirnblutungen.

„Diese Metaanalyse unterstützt einen niedrigen Zielwert für das LDL-Cholesterin für die Rezidivprophylaxe nach einem ersten Schlaganfall, wenn eine Arteriosklerose nachweisbar ist“, erklärt DGN-Pressesprecher Prof. Hans Christoph Diener. Gleichzeitig scheine die intensivierte Statintherapie aber mit einem gering höheren Risiko für Hirnblutungen einherzugehen.

Statintherapie nicht ausreizen

Das leicht erhöhte Blutungsrisiko ist dem Experten zufolge aber nicht Resultat einer erfolgreichen LDL-C-Senkung, „sondern ist eher mit den leicht gerinnungshemmenden Eigenschaften der Statine assoziiert.“  Von daher sei es vermutlich sinnvoll, „die Statindosis nicht gänzlich auszureizen, sondern stattdessen zur Lipidsenkung eine Kombination aus Statin und Ezetimib einzusetzen, um die gewünschte LDL-Cholesterinsenkung ohne erhöhtes Blutungsrisiko zu erreichen“, so Diener. Wenn auch damit das LDL-Cholesterin nicht in den Zielbereich abgesenkt werden könne, sollten sogenannte PCSK9-Hemmer zum Einsatz kommen. „Zur Rezidivprophylaxe nach Schlaganfall sollte man angesichts der aktuellen Daten die Hinzunahme anderer Substanzen zu den Statinen bereits früher erwägen“, so das Fazit des Experten.

Hauptkategorie: Medizin
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