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Insektengiftallergie: Wie Eltern Kinder am besten schützen

Donnerstag, 12. September 2019 – Autor:
Insektengifte gelten gemeinsam mit Nahrungsmitteln als Hauptauslöser für schwere allergische Reaktionen in Kindheit und Jugend. Die Wespengiftallergie tritt dabei am häufigsten auf. Experten raten Eltern dazu, ihre Kinder mit einem Notfallset auszustatten, das sie stets bei sich tragen sollten - in Kita oder Schule, in der Freizeit oder beim Sport.
Wespe, Großaufnahme von vorne

Eine Insektengiftallergie kann lebensgefährlich sein. Die Wespengiftallergie ist mit rund zwei Dritteln der Fälle die am häufigsten auftretende Form. – Foto: murgvi - Fotolia

Kinder sind wild, verspielt und neugierig – aber auch arglos und unbedarft. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie beim Spielen vor allem im Grünen von Wespen, Bienen, Hummeln oder Hornissen gestochen werden. Im Normalfall tut das einfach weh – bei einer wachsenden Zahl von Kindern allerdings besteht die Gefahr einer allergischen Reaktion. Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehören Allergien mittlerweile zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei Kindern und Jugendlichen. Fast jedes achte Kind ist betroffen und fast jedes fünfte Kind ist allergiegefährdet, besitzt also Antikörper gegen bestimmte Allergene. Insektengifte gelten gemeinsam mit Nahrungsmitteln als Hauptauslöser für schwere allergische Reaktionen in Kindheit und Jugend. „Die Wespengiftallergie ist mit rund zwei Dritteln der Fälle die häufigste Form der Insektengiftallergie“, heißt es in einer Pressemitteilung der „Initiative Insektengiftallergie“, Hamburg.

Insektenstich bei Allergie: Ein akuter Notfall

Im Normalfall kommt es bei einem Insektenstich zu einer unangenehmen, jedoch harmlosen Lokalreaktion im Bereich der Stichstelle. „Liegt jedoch eine Insektengiftallergie vor, kann ein Insektenstich auch bei Kindern sehr schnell zu einer lebensbedrohlichen Allgemeinreaktion des Körpers führen“, warnt Snjezana-Maria Schütt, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Dabei können Symptome auch über die Stichstelle hinaus auftreten – und im schlimmsten Fall alle Organsysteme betreffen. Eine beginnende Allgemeinreaktion kann sich zum Beispiel durch Juckreiz an den Handflächen oder Fußsohlen, Schwindel oder Übelkeit äußern. „Sehr rasch kann es in der Folge zu einer schweren Allgemeinreaktion mit Atemnot, Bewusstlosigkeit bis hin zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen. Eine Allgemeinreaktion stellt immer einen akuten Notfall dar“, sagt Kinderärztin Schütt weiter.

Notfalltraining in Familie, Kita, Schule und Freizeit

Grundsätzlich ist der Ablauf der Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Erwachsenen und Kindern gleich. Allerdings ist gerade bei Notfällen im Kindesalter die Angst der Ersthelfer vor möglichen Fehlern häufig sehr groß. Daher sind die Aufklärung und ein entsprechendes Notfall-Training, nicht nur für die betroffenen Familien, sondern auch für die Menschen, die die Kinder in der KiTa, der Schule oder in der Freizeit betreuen, besonders wichtig.

Insektengiftallergie: Das gehört ins Notfallset

Mediziner empfehlen Eltern, deren Kinder eine Insektengiftallergie besitzen, ein Notfallset zusammenzustellen, das die Kinder jederzeit bei sich tragen sollten, also auch in der Schule oder beim Sport. Ein solches Notfallset sollte folgende Komponenten enthalten:

  • ein schnell wirksames Antihistaminikum
  • ein Kortison-Präparat in einer altersgerechten und unkomplizierten Verabreichungsform
  • Adrenalin zur Injektion in einer dem Körpergewicht des Kindes angepassten Dosis. Diese sogenannten Autoinjektoren sind so konzipiert, dass sie einfach zu handhaben sind und von jedem angewendet werden können.
  • ein schriftlicher Notfall-Plan (Anaphylaxiepass)

Bei allergischer Reaktion: Immer über die 112 den Notarzt rufen

Da bei einem Notfall ein rasches Handeln erforderlich ist, sollten die Familien und Betreuungspersonen im Umgang mit dem Notfallset und den darin enthaltenen Medikamenten sicher und geschult sein. In einigen Regionen werden für Kitas und Schulen spezielle Schulungen angeboten. Zusätzlich sollten sie bei einer allergischen Reaktion immer auch den Notarzt unter der Rufnummer 112 anfordern und dabei einen „allergischen Notfall" melden.

Stiche vermeiden heißt Allergien vermeiden

Auch wenn es banal klingen mag: Als effektivste Maßnahme, die Herausbildung einer Insektenstichallergie von vornherein zu vermeiden, gilt die Vermeidung von Insektenstichen durch richtiges Verhalten. Denn: Wer nicht gestochen wird, entwickelt auch keine Allergie. Deshalb ist es wichtig, Kindern beizubringen, dass sie Ruhe bewahren, wenn Wespen, Bienen oder andere Insekten sie umschwirren. An Orten, an denen sich die Insekten besonders gerne aufhalten wie etwa Mülleimer oder Wiesen mit blühendem Klee, sollten Kinder und ihre Eltern besonders aufmerksam sein. Bei der Kleidung sollten eng anliegende Kleidungsstücke bevorzugt werden, da sich Insekten darin nicht so leicht verfangen können. Duftstoffe in Parfums oder Haarspray können für Bienen und Wespen ebenso verlockend sein wie bestimmte Lebensmittel oder süße Getränke. Entsprechende Behälter sollten daher verschlossen gehalten und Essensreste im Gesicht oder an den Händen rasch entfernt werden.

Einzige ursächliche Behandlungsform: die Hyposensibilisierung

Kam es bei einem Kind nach einem Wespen- oder Bienenstich zu einer schweren Allgemeinreaktion und wurde durch einen Haut- oder Bluttest eine Empfindlichkeit des Körpers gegen Insektengift nachgewiesen, kommt eine Hyposensibilisierungstherapie infrage. Auch bei Kindern stelle diese Injektionstherapie „die bisher einzige ursächliche Therapieform dar, mit der potenziell lebensbedrohliche Situationen nach einem Stich vermieden werden können“, sagt Kinderärztin Schütt. In der Regel ist eine Hyposensibilisierung ab einem Alter von fünf Jahren möglich.

Foto: Fotolia.com/Murgvi

Hauptkategorie: Medizin
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