In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim Krebsüberleben
Dass das Krebsüberleben weltweit vom Wohlstand der jeweiligen Region abhängt, ist hinlänglich bekannt. Wie aber verhält es sich in einem reichen Land wie Deutschland, wenn man regionale Unterschiede berücksichtigt, die zweifelsfrei vorhanden sind? Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg sind genau dieser Frage nachgegangen und haben sozioökonomische Gegebenheiten von verschiedenen Landkreisen mit dem Krebsüberleben verlinkt. Das Ergebnis ist bedenklich: Auch in Deutschland hängt das Krebsüberleben vom Wohlstand der jeweiligen Regionen ab. So verstarben Patienten aus dem sozioökonomisch schwächsten Fünftel der Landkreise deutlich früher als Patienten aus allen anderen Regionen. Besonders ausgeprägt war laut Analyse der Unterschied in den ersten drei Monaten nach der Krebsdiagnose. In diesem Zeitraum hatten Patienten aus den sozioökonomisch schwächsten Landkreisen ein 33 Prozent höheres Risiko zu sterben. Nach neun Monaten betrug der Unterschied 20 Prozent, danach lag er konstant bei 16 Prozent.
Wo weniger Wohlstand ist, sterben die Menschen früher an Krebs
Warum das so ist, darüber können auch die Epidemiologen vom DKFZ nur spekulieren. Schließlich ist in Deutschland so gut wie jeder krankenversichert und hat Anspruch auf eine seiner Krankheit entsprechenden Behandlung. Dazu die Erstautorin der Arbeit Dr. Linda Jansen vom DKFZ: „Zunächst hatten wir vermutet, dass Menschen in ärmeren Gegenden möglicherweise die Früherkennung seltener wahrnehmen. Dann würde Krebs bei ihnen erst in späteren Stadien mit schlechteren Heilungschancen entdeckt.“ Doch diese Theorie habe man schlicht nicht bestätigen können. Linda Jansen: „Die Unterschiede im Überleben bleiben bestehen, wenn wir bei der Auswertung die Stadienverteilung berücksichtigen.“
Die Wissenschaftler vermuten, dass eher Merkmale der Region maßgeblich für das Krebsüberleben sind als die individuelle Situation der Patienten. So könnten in den sozioökonomisch schwächeren Landkreisen spezialisierte Behandlungszentren schlechter erreichbar sein oder weniger Plätze bieten, lautet ihre Hypothese.
Hoffnung auf die Klinischen Krebsregister
Der Vorstandvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums Professor Otmar D. Wiestler meinte, es sei dringend erforderlich den Ursachen für die Unterschiede im Krebsüberleben auf den Grund zu gehen. „Nur wenn wir die Gründe kennen, können wir gezielt etwas dafür tun, dass alle Krebspatienten in Deutschland die gleiche Chance haben.“ Für ihre Analyse werteten die Forscher Daten aus zehn der insgesamt 16 deutschen Landeskrebsregister aus. Die aktuelle Analyse umfasst die Daten von einer Million Patienten, die in den Jahren von 1997 bis 2006 an einer der 25 häufigsten Krebsarten erkrankten. Damit die Anonymität der Patienten gewahrt bleibt, wurden nicht die Wohnorte, sondern Landkreise unter die Lupe genommen. Der Wohlstand wurde anhand von Kriterien wie Kopf-Einkommen, die Arbeitslosenquote oder die kommunalen Ein- und Ausgaben definiert. In jedem der untersuchten Landkreise leben im Schnitt 160.000 Menschen. Da auch auf Landkreisebene naturgemäß ein heterogenes sozioökonomisches Spektrum vorliegt, mussten die Wissenschaftler eine gewisse Unschärfe ihrer Analyse in Kauf nehmen. DKFZ-Wissenschaftlerin Jansen hofft auf das neue Krebsregister. „Mit genaueren Angaben wären auch präzisere Rückschlüsse über den Zusammenhang von Wohlstand und Krebsüberleben möglich. Anhand der Daten der klinischen Krebsregister werden wir in Zukunft zumindest feststellen können, ob es Unterschiede in der Behandlung gibt, so Jansen.
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