Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim Krebsüberleben

Dienstag, 4. Februar 2014 – Autor:
Anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar hat das Deutsche Krebsforschungszentrum eine neue Statistik veröffentlicht: Demnach hängt das Krebsüberleben in Deutschland vom Wohnort ab. In ärmeren Landkreisen, so die Analyse, sterben die Menschen früher an ihrer Krebserkrankung.
In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim Krebsüberleben

Das Risiko früher an Krebs zu sterben, ist in ärmeren Landkreisen deutlich höher

Dass das Krebsüberleben weltweit vom Wohlstand der jeweiligen Region abhängt, ist hinlänglich bekannt. Wie aber verhält es sich in einem reichen Land wie Deutschland, wenn man regionale Unterschiede berücksichtigt, die zweifelsfrei vorhanden sind? Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg sind genau dieser Frage nachgegangen und haben sozioökonomische Gegebenheiten von verschiedenen Landkreisen mit dem Krebsüberleben verlinkt. Das Ergebnis ist bedenklich: Auch in Deutschland hängt das Krebsüberleben vom Wohlstand der jeweiligen Regionen ab. So verstarben Patienten aus dem sozioökonomisch schwächsten Fünftel der Landkreise deutlich früher als Patienten aus allen anderen Regionen. Besonders ausgeprägt war laut Analyse der Unterschied in den ersten drei Monaten nach der Krebsdiagnose. In diesem Zeitraum hatten Patienten aus den sozioökonomisch schwächsten Landkreisen ein 33 Prozent höheres Risiko zu sterben. Nach neun Monaten betrug der Unterschied 20 Prozent, danach lag er konstant bei 16 Prozent.

Wo weniger Wohlstand ist, sterben die Menschen früher an Krebs

Warum das so ist, darüber können auch die Epidemiologen vom DKFZ nur spekulieren. Schließlich ist in Deutschland so gut wie jeder krankenversichert und hat Anspruch auf eine seiner Krankheit entsprechenden Behandlung. Dazu die Erstautorin der Arbeit Dr. Linda Jansen vom DKFZ: „Zunächst hatten wir vermutet, dass Menschen in ärmeren Gegenden möglicherweise die Früherkennung seltener wahrnehmen. Dann würde Krebs bei ihnen erst in späteren Stadien mit schlechteren Heilungschancen entdeckt.“ Doch diese Theorie habe man schlicht nicht bestätigen können. Linda Jansen: „Die Unterschiede im Überleben bleiben bestehen, wenn wir bei der Auswertung die Stadienverteilung berücksichtigen.“

Die Wissenschaftler vermuten, dass eher Merkmale der Region maßgeblich für das Krebsüberleben sind als die individuelle Situation der Patienten. So könnten in den sozioökonomisch schwächeren Landkreisen spezialisierte Behandlungszentren schlechter erreichbar sein oder weniger Plätze bieten, lautet ihre Hypothese.

Hoffnung auf die Klinischen Krebsregister

Der Vorstandvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums Professor Otmar D. Wiestler meinte, es sei dringend erforderlich den Ursachen für die Unterschiede im Krebsüberleben auf den Grund zu gehen. „Nur wenn wir die Gründe kennen, können wir gezielt etwas dafür tun, dass alle Krebspatienten in Deutschland die gleiche Chance haben.“ Für ihre Analyse werteten die Forscher Daten aus zehn der insgesamt 16 deutschen Landeskrebsregister aus. Die aktuelle Analyse umfasst die Daten von einer Million Patienten, die in den Jahren von 1997 bis 2006 an einer der 25 häufigsten Krebsarten erkrankten. Damit die Anonymität der Patienten gewahrt bleibt, wurden nicht die Wohnorte, sondern Landkreise unter die Lupe genommen. Der Wohlstand wurde anhand von Kriterien wie Kopf-Einkommen, die Arbeitslosenquote oder die kommunalen Ein- und Ausgaben definiert. In jedem der untersuchten Landkreise leben im Schnitt 160.000 Menschen. Da auch auf Landkreisebene naturgemäß ein heterogenes sozioökonomisches Spektrum vorliegt, mussten die Wissenschaftler eine gewisse Unschärfe ihrer Analyse in Kauf nehmen. DKFZ-Wissenschaftlerin Jansen hofft auf das neue Krebsregister. „Mit genaueren Angaben wären auch präzisere Rückschlüsse über den Zusammenhang von Wohlstand und Krebsüberleben möglich. Anhand der Daten der klinischen Krebsregister werden wir in Zukunft zumindest feststellen können, ob es Unterschiede in der Behandlung gibt, so Jansen.

Foto: © motorradcbr - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krebs

Weitere Nachrichten zum Thema Krebs

28.11.2017

Genetische Merkmale eines Tumors werden bislang mit Hilfe von Biopsien bestimmt. Ein dreidimensionales Tumormodell eröffnet jetzt ganz neue Einblicke in das Innere eines Tumors. Das Modell wurde von einer Charité-Wissenschaftlerin entwickelt, die jetzt den Curt Meyer Gedächtnispreis dafür bekam.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft Dr. Johannes Bruns über den Aufbau von flächendeckenden klinischen Krebsregistern und warum Daten für die Krebsbekämpfung unverzichtbar sind.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin