Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

In Berlin steht Deutschlands erstes ambulantes Zyklotron

Sonntag, 9. März 2014 – Autor:
Kürzlich wurde in Berlin das erste ambulante Zyklotron Deutschlands eingeweiht. Mit dem Teilchenbeschleuniger stellen Nuklearmediziner in einem MVZ radioaktiv markierte Tracer her und spüren damit kleinste Tumorzellen ihrer Patienten auf.
In Berlin steht Deutschlands erstes ambulantes Zyklotron

Das Zyklotron am Frankfurter Tor: Tracerherstellung mit schwerem Gerät

Tumorzellen sind in der Regel „Zuckerfresser“. Diese Vorliebe machen sich Nuklearmediziner schon seit geraumer Zeit zu Nutze: Sie spritzen potenziellen Krebspatienten eine radioaktiv markierte Zuckerlösung (18F-Glukose), die sich in den Krebszellen anreichert. Sichtbar wird die radioaktive Substanz dann über ein PET/CT: die Krebszellen beginnen zu leuchten. Sogar zwei Millimeter kleine Krebszellen können Ärzte mit der Kombination aus PET/CT und Tracern lokalisieren und damit viele Tumore früh entdecken.

2 mm kleine Tumorzellen sind für das Auge kaum sichtbar – für radioaktive Tracer schon

Bisher müssen diagnostische Praxen die Tracer bei einem Lieferanten bestellen, was jedoch aufgrund der geringen Halbwertszeit von rund 110 Minuten – je nach Entfernung - oftmals problematisch ist. Das Diagnostisch Therapeutische Zentrum am Frankfurter Tor (DTZ Berlin) hat das Problem jetzt anders gelöst. Seit wenigen Wochen verfügt das MVZ – als erste ambulante Einrichtung Deutschlands – über ein eigenes Zyklon. Mit dem neuen Teilchenbeschleuniger MINItrace 700 können die Nuklearmediziner vor Ort die passenden Tracer für ihre Patienten herstellen. Auch Spezialtracer, die etwa zur Detektion von Prostatakarzinomen, Hirntumoren und neuroendokrinen Tumoren benötigt werden. Hierfür wird das Fluorisotop 18F an andere Substanzen wie Tyrosin, Cholin, Dopamin angehängt. Denn nicht alle Krebszellen können mit der Zuckerlösung ohne weiteres nachgewiesen werden können.

Spezialtracer aus dem MVZ-eigenen Radiochemielabor

Dass Tracerproduktion und diagnostische Bildgebung nun unter einem Dach sind, sieht der Ärztliche Leiter des DTZ Berlin Prof. Wolfgang Mohnike als echten Fortschritt für die Patienten. „Durch die Direktanbindung der Tracerproduktion an die moderne Krebsdiagnostik mit PET/CT und PET/MR und die Hochpräzisions-Strahlentherapie können unabhängig von der aktuellen Versorgungssituation Tumoren sowie etwaige Absiedlungen frühzeitig sichtbar gemacht und unmittelbar vor Ort behandelt werden.“ Eine solche Rundumversorgung auf dem Niveau fortschrittlichster universitärer Medizin spare unnötige Wege und kostbare Zeit.

Bisher mussten etwa Prostatakrebspatienten stationär aufgenommen werden, um die für sie richtige PET/CT-Untersuchung zu erhalten. Dies kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Daher bescheinigt Mohnike der neuen Errungenschaft sogar eine Kostersparnis für das Gesundheitssystem.

Foto: alesco.concepts, Thomas Wendland

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krebs , Krebsfrüherkennung , Prostatakrebs , Hirntumor

Weitere Nachrichten zum Thema Krebs

16.06.2017

Bislang sind nur wenige erbliche Krebserkrankungen gründlich erforscht. Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum vermuten jedoch, dass familiäre Komponenten bei nahezu allen Krebsformen eine Rolle spielen. Bloß kennt man noch nicht die entsprechenden Gene.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Wie kann man die Überlebenschancen bei Bauchfellkrebs verbessern? Die Expertin Professor Beate Rau, Leiterin des Peritonealkarzinosezentrums der Charité, berichtet über eine neue Kombinationstherapie gegen Bauchfellkrebs und wie Patienten davon profitieren können.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin