Herz-Operationen, gynäkologische Eingriffe, diagnostische Prozeduren wie die Entnahme von Gewebeproben („Biopsie“): Neben dem Patienten sitzt da manchmal ein Hypnotherapeut, der mit therapeutischen Suggestionen versucht, die Wahrnehmung der Patienten im Sinne der Heilung zu beeinflussen. In der Operationssituation sind diese Suggestionen hauptsächlich auf die Vermittlung von Entspannung, die Reduzierung von Schmerzen und eine schnelle, komplikationslose Wundheilung ausgerichtet.
Meta-Studie: „Hypnose erwies sich als wirksame Intervention“
Um herauszufinden, ob Hypnose als therapeutisches Begleitverfahren bei chirurgischen Eingriffen heilsam wirkt, haben Wissenschaftler der Universitäten Jena und Leipzig jetzt in einer Meta-Studie 50 Einzelstudien zu dem Thema mit über 4.000 Patienten untersucht. In diesen Studien hatten die Patienten Hypnose jeweils zusätzlich zur Routinebehandlung vor, während oder nach Operationen erhalten. Das Ergebnis der Meta-Analyse: „In der Auswertung der Studien erwies sich Hypnose als wirksame Intervention“, sagt Mareike Holler, Hauptautorin der Studie und Medizindoktorandin am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie des Uniklinikums Jena. „Sie trägt dazu bei, Ängste und Stress der Patienten zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und auch die Genesung nach dem Eingriff zu fördern.“
Hypnose kann aber bei stressreichen Operationen oder schmerzhaften Eingriffen nicht nur die Situation erträglicher machen und die Heilung fördern. Neben den medizinischenkonnten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben aber auch positive wirtschaftliche Effekte bei der Hypnose rund um operative Eingriffe registrieren:
Hypnotisierte brauchten nach OP weniger Schmerzmittel
Patienten, die eine Hypnotherapie erhalten hatten, benötigten im Vergleich zu Patienten ohne eine solche Behandlung durchschnittlich weniger Schmerzmedikamente, und der operative Eingriff konnte in kürzerer Zeit durchgeführt werden. Mit-Autorin Jenny Rosendahl sagt: „Unsere Analyse zeigte, dass Hypnose die Patienten bei der Bewältigung stressreicher Operationen oder schmerzhafter Eingriffe effektiv unterstützen kann. Dies kam nicht nur in den Einschätzungen der Patienten zum Ausdruck, sondern war auch an objektiven klinischen Kriterien messbar.“
Hypnose: Eigentlich ein psychotherapeutisches Verfahren
Hypnose wird in der Medizin definiert als ein „Zustand künstlich erzeugten partiellen Schlafs in Verbindung mit einem veränderten Bewusstseinszustand“. Anwendung findet dieses Verfahren in der Hypnose-Psychotherapie, kurz: Hypnotherapie. Dort wird es beispielsweise zur Behandlung von Depressionen, Suchtkrankheiten, Sprechstörungen, zur Steigerung des Selbstwertgefühls, zum Stressabbau oder bei Schlafstörungen eingesetzt oder Phobien wie der Angst vorm Zahnarzt. Auch zur „stofflosen", also nikotinfreien Rauch-Entwöhnung werden Hypnoseverfahren eingesetzt. Die Wirksamkeit der Hypnose gilt als wissenschaftlich gut belegt.
Hypnose eignet sich auch zur Behandlung körperlicher Beschwerden
Auch zur Behandlung körperlicher Beschwerden wie chronischen Schmerzen ist das Verfahren offensichlich geeignet. So konnte nachgewiesen werden, dass Hypnose in Verbindung mit einem verhaltenstherapeutischen Kurzprogramm die Schmerzstärke reduzieren kann.
Der Einsatz der Hypnose in der Medizin und in der Psychotherapie ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Sie gehört zu den von den Krankenkassen anerkannten Leistungen und wird als Ergänzung zu vielen herkömmlichen Methoden eingesetzt. Die medizinische Hypnose – wie die schon beschriebene im Umfeld von chirurgischen Eingriffen zum Beispiel – wird auch als „Hypno-Sedierung“ oder „Hypno-Sedation“ bezeichnet. Dies geschieht in Anlehnung an Beruhigungsmittel, die fachsprachlich als „Sedativum", Mehrzahl „Sedativa" bezeichnet werden.