Hilferuf aus Dresdens Kliniken: Corona ist real, haltet Euch an die Regeln

Corona-Kampagne der Dresdner Krankenhäuser: Die Lage ist sehr ernst
Dresdens Krankenhäuser hat die zweite Coronawelle voll erwischt. Nun bitten die vier größten Häuser von Sachsens Hauptstadt in Zeitungsanzeigen und Sozialen Medien mit Nachdruck darum, die Maßnahmen und Verordnungen zur Reduktion der Corona-Infektionszahl zu unterstützen. "Pass auf! – Auf Dich, auf Andere, auf uns Alle“ – lautet der gemeinsame Appell des Krankenhauses St. Joseph-Stift, des Diakonissenkrankenhauses das Universitätsklinikums und des Städtischen Klinikums Dresden.
Corona ist real
„Corona ist real – jeden Tag erleben wir Patienten, die schwer krank sind; Patienten, die sterben und Pflegekräfte und Mediziner, die an ihre Grenzen gehen und Tränen in den Augen haben“, sagt Dr. Mark Frank, Leiter des Koordinationsteams Corona und Ärztlicher Leiter der Notaufnahme am Städtischen Klinikum Dresden. Das klingt verzweifelt und ist es auch.
Binnen weniger Wochen mussten die Dresdner Kliniken während der zweiten Welle eine hohe Anzahl an COVID-19-Patienten versorgen, Infrastruktur und Personal dafür bereitstellen sowie geplante Eingriffe verschieben. Neben der sehr aufwändigen Versorgung dieser Patienten gilt es, die gesamte medizinische Versorgung für die Landeshauptstadt und die Region abzusichern, um auch weiterhin Notfälle und lebensbedrohliche Erkrankungen uneingeschränkt behandeln zu können. Das geht nun schon seit vielen Wochen so: Pflegepersonal sowie und Ärzte sind am körperlichen und seelischen Limit.
System könnte bald kollabieren
„Die Situation in den Kliniken ist sehr ernst“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dresdner Krankenhäuser leisten derzeit Außergewöhnliches, sie gehen an ihre eigenen körperlichen Grenzen.“ Es gebe kaum Zeit zum Durchatmen. „Unter diesen Bedingungen lässt sich nicht mehr ausschließen, dass das Gesundheitssystem kollabiert“, warnt Albrecht. Denn auch kurzfristig sinkende Infektionszahlen, führen nicht unmittelbar zum Rückgang der zu versorgenden Patienten.
Helfen Sie, Bilder wie Bergamo, Straßburg oder New York zu vermeiden
Gegenwärtig profitieren Dresden und Ostsachsen noch von der im Rahmen der ersten Pandemie-Welle vom Universitätsklinikum aufgebauten regionalen Koordinierungsstruktur. Von dort wird die Versorgung von COVID-19- und anderen Patienten gesteuert und abgesichert. Bisher habe diese Strukturen funktioniert. „Damit das so bleibt, müssen wir zusammenstehen und die Regeln zu unserem eigenen Schutz und dem Schutz unserer Mitmenschen beherzigen“, so Albrecht. „Nur so lassen sich die Zustände wie aus dem Frühjahr in Bergamo, Straßburg oder New York verhindern!“
Ähnlich brenzlig sieht es inzwischen auch an der Berliner Charité aus. Dessen medizinischer Vorstand Prof. Ulrich Frei erklärte am Dienstagabend in der rbb-Abendschau. Die Mitarbeiter stünden unter Dauerstress, die Belastungsgrenze sei erreicht. „Lange können wir das nicht mehr durchhalten.“
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