Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Herzklappen-Ersatz auch unter örtlicher Betäubung sicher

Mittwoch, 30. September 2020 – Autor:
Künstliche Aortenklappen werden heute oft minimal-invasiv eingesetzt. Dabei ist nicht einmal eine Vollnarkose nötig. Dass der Eingriff unter örtlicher Betäubung ebenso sicher ist, zeigt jetzt eine vergleichende Studie.
Vollnarkosen hinterlassen ihre Spuren bei älteren Menschen. Beim Aortenklappenersatz reicht auch eine örtliche Betäubung

Vollnarkosen hinterlassen ihre Spuren bei älteren Menschen. Beim Aortenklappenersatz reicht auch eine örtliche Betäubung – Foto: ©Yakobchuk Olena - stock.adobe.com

Die Implantation einer neuen Herzklappe ist ein Routineeingriff, der heute oft minimal-invasiv erfolgt. Das heißt, die neue Klappe wird mittels eines Katheters über die Leistenarterie geschoben und im Herz platziert. Die Implantation einer neuen Aortenklappe Transcatheter Aortic Valve Implantation kurz TAVI  kann sogar in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Insbesondere ältere Patienten profitieren davon, da sie Vollnarkosen nicht mehr so gut wegstecken wie jüngere Patienten.

Studie vergleicht zwei Anästhesieverfahren

Bislang war allerdings strittig, ob die Herzklappen-OP unter örtlicher Betäubung genauso sicher ist wie unter Vollnarkose. Während Anästhesisten für eine Vollnarkose plädierten, zeigten Registerstudien zeigten, dass eine örtliche Betäubung sicherer sei. Es fehlte eine randomisierte Studie, in der die Patienten zufällig entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung während der TAVI erhielten. Diese Lücke hat nun das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) geschlossen. In Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum Leipzig konnten die Forscher zeigen, dass beide Narkoseverfahren genauso sicher sind.

447 Patienten mit einer hochgradig verengten Aortenklappe, die über 75 Jahre alt waren und ein hohes Risiko für eine konventionelle Operation hatten, nahmen an der Studie SOLVE-TAVI teil. Das Zufallsprinzip entschied, ob Sie unter örtlicher Betäubung plus einem Beruhigunsgmittel oder unter Vollnarkose operiert wurden.

Kein Unterschied nach 30 Tagen

Die Ergebnisse der randomisierten Studie zeigen, dass 30 Tage nach dem Eingriff sowohl die Sterblichkeit, als auch die Anzahl der Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Infektionen bei beiden Narkoseverfahren gleich war.

Größere Zentren wenden schon seit Jahren meistens nur die Lokalanästhesie an, da dies schneller geht als eine Vollnarkose. Schließlich dauert der eigentliche Klappenersatz nur 35 bis 40 Minuten.

Studienleiter Professor Holger Thiele vom Universitätsklinikum für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig sieht nun eine wichtige Frage geklärt. Als nächstes plant er eine Studie, die vergleicht, ob eine Lokalanästhesie ohne diese sogenannte Sedierung genauso sicher ist wie mit der Schlafspritze.

TAVI häufiger als die offene Operation

In Deutschland ersetzen Ärzte die Aortenklappe mittels TAVI jährlich rund 21.000 Mal, während die offene Operation nur noch 8.000 bis 9.000 Mal durchgeführt wird. Dass der minimal-invasive Eingriff die Operation längst überholt hat, liegt an Studien, die dessen Gleichwertigkeit und mitunter auch Überlegenheit zeigten. Ursprünglich wurde das minimalinvasive Verfahren TAVI nur bei sehr kranken und alten Patienten angewendet, bei denen der chirurgische Herzklappenersatz zu riskant erschien.

Foto: © Adobe Stock/Yakobchuk Olena

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herzklappe

Weitere Nachrichten zum Thema Herzklappenersatz

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten

Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin