Hersteller und Teilnehmer sehen einigen Änderungsbedarf am AMNOG
„Mit dem AMNOG haben wir versucht, ein neues Gleichgewicht herzustellen, damit Innovationen einerseits schneller für die Patienten verfügbar sind, aber andererseits die Finanzen im Rahmen bleiben“, sagte Lutz Stroppe bei einer Veranstaltung auf dem Hauptstadtkongress. Klar sei, dass auch dieses Verfahren an seine Grenzen stoße und dass man sich die eine oder andere Frage in diesem Zusammenhang stellen müsse. „Aber im Moment sehe ich nicht, dass wir ein besonderes System im Bereich der chronischen Erkrankungen einführen müssten. Diese können in der frühen Nutzenbewertung nicht anders bewertet werden als alle anderen Medikamente, so der Staatssekretär. Was derzeit allerdings mit Nachdruck diskutiert werde, sei die bessere Kooperation von Zulassungsbehörde und Gemeinsamem Bundesausschuss. Hier gehe es um die Frage, wie man Vorgänge zusammenfassen könne, um den Prozess besser zu gestalten. Stroppe: „Das diskutieren wir im Pharmadialog derzeit sehr intensiv!“
Konzentration der Entscheidungen im G-BA und GKV-Spitzenverband sieht das BMG nicht als schlecht an
Diskutiert werden muss seiner Meinung nach „auch irgendwann wieder, ob man nicht den Bestandsmarkt aufrufen muss“, so der Staatssekretär im BMG. Auf die Frage nach der Konzentration der Entscheidungen im GKV-Spitzenverband antwortete Stroppe: „Es ist gut, dass sowohl bei der Entscheidung über den Nutzen als auch über den Preis alle Parteien mit am Tisch sitzen, weil sie dann auch alle die Entscheidungen mit tragen müssen und dort ein Interessenausgleich stattfindet.“ In dem Sinne halte er auch nichts von einer „neutralen Institution“ als Entscheidungsgremium, „denn diese Neutralität gibt es am Ende doch nicht!“
AMNOG muss geändert werden – meinen zwei Drittel der Teilnehmer des Workshops
Prof. Dieter Parr, Medizinischer Direktor bei sanofi, widersprach dieser Haltung: „Ich sehe hier schon ein Governance-Problem.“ So sei die Wahl der Zweckmäßigen Vergleichstherapie (ZVT) doch schon ausschlaggebend für die späteren Preisverhandlungen. Deshalb sollte seiner Meinung nach schon „im Beratungsgespräch beim G-BA ein Scoping über die ZVT stattfinden“. Auch sollten hier schon die Fachgesellschaften eingebunden werden. Parr: „Man wird für einzelne Patientengruppen Zwischenlösungen finden müssen – und da ist das AMNOG 1.0 noch zu rigide.“ Dass das AMNOG einiger Änderungen bedarf, sahen auch die Teilnehmer des Workshops. In einer digitalen Abstimmung wurde ermittelt, dass etwa zwei Drittel der Anwesenden einigen oder erheblichen Änderungsbedarf beim AMNOG sehen.
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