Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Hepatitis: Chronifizierung ist das Hauptproblem

Dienstag, 25. Juli 2017 – Autor:
A, B, C, D, E: Fünf Sorten Hepatitis-Viren gibt es, jede von ihnen ist aus anderen Gründen gefährlich. Am gefährlichsten ist jedoch, dass Hepatitis oft lange unerkannt bleibt – und als chronische Erkrankung zu Spätfolgen führt.
Die Leber tut nicht weh. Deshalb bleibt Hepatitis häufig unentdeckt. Die Spätfolgen können tödlich sein: Zirrhose, Krebs, Organversagen.

Die Leber tut nicht weh. Deshalb bleibt Hepatitis häufig unentdeckt. Die Spätfolgen können tödlich sein: Zirrhose, Krebs, Organversagen.

Allein 500 Millionen Menschen weltweit haben Schätzungen zufolge Hepatitis B oder C – das ist jeder Zwölfte. Die am meisten verbreiteten der von Viren verursachten Leberentzündungen können mit Impfstoffen verhindert oder mit Medikamenten behandelt werden. Das Problem: Hepatitis bleibt oft unentdeckt und wird deshalb häufig unbewusst noch weiter übertragen. „Vor allem Hepatitis B und C können chronisch werden und betreffen allein in Deutschland Hunderttausende“, warnt die Deutsche Leberhilfe in Köln. Unbehandelt könnten diese Infektionen langfristig zu Leberzirrhose, -krebs oder einem Organversagen führen – und damit zum Tod.

1,5 Millionen Tote im Jahr durch Hepatitis B und C

An den Spätfolgen dieser beiden chronischen viralen Hepatitis-Varianten sterben weltweit im Jahr rund 1,5 Millionen Menschen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 2010 den Welt-Hepatitis-Tag in den Status eines internationalen Gesundheitstags erhoben und damit Hepatitis B und C den Stellenwert als globale Gesundheitsbedrohung und dringlich zu bekämpfende Infektionskrankheiten zuerkannt. Der diesjährige Aktionstag steht unter dem Leitsatz „Hepatitis eliminieren“ und soll  in der Bevölkerung das Bewusstsein für Prävention, rechtzeitige Diagnose und Therapie weiter schärfen. Die WHO und auch die deutsche Bundesregierung haben sich mit eigenen Kampagnen das Ziel gesteckt, neben HIV auch Hepatitis B und C sowie weitere sexuell übertragbare Erkrankungen bis 2030 einzudämmen oder sogar zu eliminieren. Dieser Traum, so heißt es bei der Deutschen Leberhilfe, sei dank medizinischer Fortschritte „nun erstmals in greifbare Nähe gerückt“.

Bei Variante C fehlt noch der Impfstoff, bei B das heilende Medikament

Hepatitis C ist laut Leberhilfe im Alltag kaum ansteckend (Risikofaktoren: direkter Blutkontakt bei Verletzungen, Piercings, Tätowierungen oder mangelnde Hygiene bei medizinischen Eingriffen). Dafür verläuft sie in 80 Prozent der Fälle chronisch. Noch ist kein schützender Impfstoff gegen sie in Sicht, dank neuer Medikamente ist sie aber laut Leberhilfe „heute fast immer heilbar“. Bei chronischer Hepatitis B ist genau dies nicht der Falls. Dafür ist sie nach Angaben der Leberhilfe immerhin „behandelbar“ und es gibt eine sichere Schutzimpfung.

Gesunden wird grundsätzlich empfohlen, sich impfen zu lassen – Menschen mit Risikofaktoren, sich testen zu lassen. „Um Hepatitis B- und C-Infektionen erfolgreich zu bekämpfen und zu behandeln, ist es dringend notwendig, dass Betroffene überhaupt von ihrer Infektion erfahren“, betont die Leberhilfe, die den Aktionstag im Inland organisiert. „Die Leber schmerzt nicht und viele Menschen tragen ein Hepatitis-Virus in sich, ohne davon zu wissen.“ Oft bleibt etwa eine Hepatitis B über Jahre unerkannt, weil die Infektion lange Zeit ohne spezifische Symptome verläuft wie zum Beispiel die typische Gelbfärbung von Haut oder Augen. Dabei gilt als Grundsatz: „Je früher eine Hepatitis B erkannt und behandelt wird, umso weniger Folgeschäden treten für den Betroffenen auf und umso besser sind andere vor einer Ansteckung geschützt.“

Impfempfehlung für Risikogruppen wie Medizinpersonal

Hepatitis B gilt als stärker ansteckend und wird durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen wie infiziertem Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit oder auch Speichel. Die am Berliner Robert-Koch-Institut angesiedelte „Ständige Impfkommission“ empfiehlt eine vorsorgliche Impfung: erstens von Säuglingen, aber auch von Kindern, weil bei ihnen die Gefahr einer Chronifizierung als besonders groß gilt; und zweitens von Erwachsenen, wenn sie zum Kreise besonders gefährdeter Personen gehören. Das ist dann der Fall, wenn sie ein riskantes Sexualverhalten pflegen, HIV-infiziert sind, Dialysepatienten, Mitarbeiter  medizinischer Einrichtungen oder Ersthelfer.

Zufallsfund im Blut von Aborigines

Der Welt-Hepatitis-Tag wird jedes Jahr am 28. Juli begangen, dem Geburtstag des US-Mediziners Baruch Blumberg. Dieser entdeckte 1965 durch Zufall die Hepatitis B im Blut von australischen Ureinwohnern – als er aus ethnologischen Motiven die Bluteigenschaften verschiedener Völker erforschte. Nach dieser Entdeckung entwickelte Blumberg ein Testverfahren für Spenderblut und außerdem noch einen Impfstoff. Für diese Leistung erhielt er 1976 den Medizinnobelpreis.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: HIV / AIDS , Organe , Weltgesundheitsorganisation

Weitere Nachrichten zum Thema hepatitis

Hepatitis macht oft erst spät Beschwerden und bleibt daher häufig lange unentdeckt. Dabei ist eine möglichst frühe Behandlung für den Therapieerfolg wichtig. Zudem kann Hepatitis von Mensch zu Mensch – beispielsweise beim Sex – übertragen werden. Auch aus diesem Grund sollte jeder wissen, ob er von der Virusinfektion betroffen ist.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin