Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Helicobacter-Infektion sollte immer behandelt werden

Mittwoch, 23. September 2015 – Autor:
Eine Infektion mit Helicobacter pylori bleibt meist harmlos. Warum ein Befall mit dem Bakterium dennoch in jedem Fall therapiert werden sollte, erläuterten Experten auf einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Leipzig.
Das Bakterium Helicobacter besiedelt den Magen

Eine Infektion mit dem Magen-Keim Heliobacter sollte behandelt werden – Foto: absolutimages - Fotolia

Helicobacter pylori ist ein Bakterium der Extreme: Es kann sich trotz der Magensäure im Magen des Menschen einnisten. Und es ist das Bakterium, mit dem die meisten Menschen chronisch infiziert sind, nämlich rund die Hälfte der Weltbevölkerung. In Ländern mit hohem Lebensstandard, zum Beispiel Deutschland, beträgt der Anteil zirka ein Drittel, heißt es in einer DGVS-Mitteilung.

„Eine Infektion mit Helicobacter kann zu einer Reihe von Erkrankungen führen“, erläutert Prof. Joachim Labenz, Chefarzt am Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen und Kongresspräsident der DGVS. Zu den möglichen Folgeerkrankungen zählen Magenschleimhautentzündungen, Geschwüre im Magen oder im Zwölffingerdarm, Tumore im Lymphgewebe und Magenkrebs.

Helicobacter: Jede Infektion sollte therapiert werden

Allerdings bleibt die Infektion in den meisten Fällen symptomfrei, nur bei etwa einem Fünftel der Betroffenen führt sie zu einer Erkrankung. Aus diesem Grund zögern Ärzte und Patienten bei der Diagnose häufig, die Infektion zu behandeln.

„Jede Infektion sollte therapiert werden“, betont nun Labenz. Zwar gebe es
Hinweise darauf, dass das Bakterium vor bestimmten Erkrankungen schütze; beispielsweise hätten Fettleibigkeit, Sodbrennen und Speiseröhrenkrebs in Ländern mit abnehmender Helicobacter-Durchseuchung zugenommen. Ein direkter Zusammenhang sei aber bisher nicht erwiesen.

Zudem sei es noch nicht möglich, eine möglicherweise harmlose von einer riskanten Infektion zu unterscheiden. „Nach kritischer Abwägung aller bisherigen Erkenntnisse scheint das Risiko einer Infektion weit größer als deren Nutzen zu sein“, sagt Labenz. Außerdem reduziere eine erfolgreiche Therapie das Risiko für andere Menschen, ebenfalls von dem Keim befallen zu werden.

Helicobacter: Vierfach-Therapie wird bevorzugt

Die Behandlung einer Helicobacter-Infektion ist nicht immer einfach: Die bisher bevorzugte Tripel-Therapie, bestehend aus einem Magensäurehemmer, dem Antibiotikum Clarithromycin sowie einem der beiden Antibiotika Amoxicillin oder Metronidazol, versagt häufiger als angenommen.

Aus diesem Grund werden heute in vielen Situationen Vierfach-Therapien bevorzugt. „In mehr als 90 Prozent der Fälle kann der Keim so eliminiert werden“, sagt Labenz. Noch in 2015 wird die DGVS eine neue Leitlinie „Helicobacter pylori“ herausgeben, die Behandlungsempfehlungen entsprechend dem aktuellen Wissensstand zusammenfasst.

Foto: absolutimages

Weitere Nachrichten zum Thema Helicobacter

08.01.2016

Die Gletschermumie Ötzi war mit dem Magengeschwüre auslösenden Bakterium Helicobacter pylori infiziert. Der Fund stellt die bisherigen Theorien über die Besiedlungsgeschichte Europas in Frage. Zu diesen Erkenntnissen gelangte ein internationales Forscherteam rund um die Europäische Akademie (Eurac) in Bozen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin