
Rheuma ist nicht nur eine Erkrankung alter Menschen. Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein. Bei Kindern ist die Gelenkentzündung allerdings nicht leicht zu erkennen. – Foto: AOK-Medienservice/imperia
Die zweijährige Anna möchte morgens nicht mehr aufstehen. Tagsüber will das Mädchen wieder getragen werden, obwohl es längst laufen kann. Nach einigen Untersuchungen und einem Besuch bei einer Spezialistin stellt sich heraus: Das Kind hat Rheuma. „Rheuma kommt bei Kindern häufiger vor, als man denkt“, sagt Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband. „Die Prognose ist in der Regel aber günstig.“ Bei rechtzeitiger und konsequenter Therapie stünden die Chancen für einen vollständigen Rückgang der Gelenkentzündung gut – und für ein Leben, wie es auch gesunde Altersgenossen führen.
Kinderrheuma – eine Autoimmunkrankheit
Die juvenile idiopathischen Arthritis (kurz: JIA) ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Juvenil heißt „bei jungen Menschen“ unter 16 Jahren, idiopathisch bedeutet „unbekannte Ursache“ und Arthritis ist der medizinische Fachbegriff für Gelenkentzündung. Bei dieser chronischen Gelenkentzündung richtet sich das körpereigene Abwehrsystem nicht nur gegen fremde Krankheitserreger, sondern auch gegen körpereigene Strukturen. Mediziner zählen Rheuma deshalb zu den sogenannten Autoimmunkrankheiten.
Jedes Jahr erkranken laut Deutscher Rheuma-Liga in Deutschland rund 1.200 Kinder an der JIA, etwa 15.000 Kinder und Jugendliche sind hierzulande insgesamt von der chronischen Gelenkentzündung betroffen, so das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin. Experten rechnen allerdings mit einer hohen Dunkelziffer, weil Rheuma bei Kindern nicht leicht zu erkennen ist.
Kleine Kinder drücken Schmerzen oft anders aus
Häufig beginnt die Erkrankung mit einem geschwollenen Knie oder auch einem anderen schmerzenden Gelenk, wie Hand- oder Sprunggelenk. „Aber nicht immer klagen die betroffenen Kinder über Schmerzen“, sagt Mediziner Bleek. „Auch sichtbare Gelenkschwellungen können fehlen." Manchmal weisen dann lediglich ein auffälliges Gangbild oder Schonhaltungen auf das Vorliegen einer Gelenkentzündung hin.
Kinderrheuma: Auf diese Anzeichen sollten Eltern achten
Die Deutsche Rheuma-Liga nennt folgende Anzeichen, auf die Eltern achten sollten:
- Sind die Gelenke des Kindes überwärmt, geschwollen und am Morgen steif?
- Hat das Kind Schmerzen, besonders beim Aufstehen?
- Sind ein oder mehrere Gelenke beim Anfassen schmerzhaft?
- Will das Kleinkind plötzlich wieder getragen werden, obwohl es doch schon laufen kann?
- Greift das Kind anders zu oder stützt sich anders ab als sonst?
Auch das Kiefergelenk oder die Augen können betroffen sein:
- Hat das Kind Schmerzen beim Kauen oder beim Öffnen des Mundes?
- Möchte es auf einmal nur Weiches essen?
- Eine Augenentzündung ohne Juckreiz und Schmerzen können ebenfalls ein Warnzeichen sein.
Kinderrheuma: Diagnose kann Zeit und Geduld brauchen
Kommt bei Eltern der Verdacht auf, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt beziehungsweise dass es Rheuma sein könnte, sollten sie mit dem betroffenen Kind möglichst bald einen Kinderarzt aufsuchen und sich bei Bedarf an einen Kinderrheumatologen überweisen lassen. „Eine exakte medizinische Diagnose ist alles andere als einfach, weil es keine eindeutigen Laborwerte oder typische Röntgenbefunde gibt“, sagt AOK-Arzt Bleek. „Die Diagnose rheumatischer Erkrankungen bei Kindern ergibt sich meist aus einer Vielzahl von Befunden zusammen mit einer passenden Krankheitsgeschichte und setzt viel Erfahrungen voraus."
Nicht jede Gelenkentzündung bei Kindern ist gleich Rheuma
Allerdings: Nicht jedes geschwollene oder schmerzende Gelenk bedeutet gleich Rheuma. Mit etwas Glück klingt gerade bei kleinen Kindern eine Gelenkentzündung nach wenigen Tagen oder Wochen von selber wieder ab.