Gluten-Unverträglichkeit bislang unterschätzt
Nach dem Genuss von Brot, Nudeln, Pizza und anderen getreidehaltigen Lebensmitteln setzen die Beschwerden ein. Meist sind es Bauchschmerzen und Übelkeit, bei manchen Menschen kommen Blähungen, Kopf- und Gliederschmerzen hinzu. Dass hinter diesen Symptomen eine Gluten-Unverträglichkeit stecken könnte, vermuten die wenigsten. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens GfK mit 1.000 Befragten fand jetzt heraus, dass nur acht Prozent diese Beschwerden auch mit einer Gluten-Unverträglichkeit in Zusammenhang zu bringen. Eher bringen sie die Symptome mit anderen Krankheiten in Verbindung.
Erforschung der Gluten-Unverträglichkeit noch ganz am Anfang
Experten schätzen, dass fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung von einer Gluten-Unverträglichkeit betroffen sind. Ärzte sprechen auch von Gluten Sensitivity. Das wären in Deutschland über 400.000 Menschen. Oft dauert es Jahre bis Patienten die richtige Diagnose erhalten. Denn anders als bei der Zöliakie gibt es keine spezifische Diagnostik zur Identifizierung von Gluten-Unverträglichkeit. Hinzu kommt, dass es immer noch Ärzte gibt, die der Gluten-Unverträglichkeit skeptisch gegenüberstehen und sie für eine Modeerscheinung halten.
Keine richtigen Marker für Unverträglichkeit
Auch Professor Wolfgang Holtmeier, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Innere Medizin am Krankenhaus Porz am Rhein, Köln, gehörte bis vor zwei Jahren zu den Skeptikern. Doch inzwischen ist er überzeugt: „Heute gibt es gute und auch reproduzierbare Belege, dass es eine Gluten-Unverträglichkeit gibt, aber es fehlen noch die richtigen Marker. Daher bleibt es momentan dabei, dass der Arzt erst verschiedene Krankheiten wie Zöliakie und Weizenallergie ausschließen muss, bis er die Diagnose stellen kann", so Holtmeier. Allerdings hinterlasse auch eine lange ignorierte Gluten-Unverträglichkeit nach jetzigem Kenntnisstand keine bleibenden Folgen für die Betroffenen, so der Gastroenterologe.
Nach drei Tagen ohne Gluten fast symptomfrei
Laut Holtmeier handelt es sich bei der Gluten-Unverträglichkeit nicht um eine Krankheit, sondern um eine Befindlichkeitsstörung mit Symptomen, die nach ein paar Tagen unter einer glutenfreien Ernährung wieder verschwinden. Das unterscheidet die Glutenunverträglichkeit von der Zöliakie, mit der sie oft verwechselt wird.
Dagmar Gaebler aus Berlin zum Beispiel quälte sich fünf Jahre mit Durchfällen und Bauchschmerzen, bis sie von der Charité endlich die richtige Diagnose bekam. Drei Tage nachdem sie mit der glutenfreien Ernährung begonnen hatte, ließen Diarrhoe und Bauchschmerzen nach. Dr. med. Michael Schumann, von der Klinik für Gastroenterologie an der Charité erklärt den Unterschied: „Ein Zöliakiepatient hat teilweise mehrere Monate nach Einführung der Diät mit den Beschwerden zu kämpfen, bis eine Besserung der Symptome und des Gesundheitszustandes eintritt. Bei Patienten mit Gluten Sensivity dagegen erfolgt eine Besserung schon nach wenigen Tagen.“
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