Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

„Gesetzlich Versicherte verschenken im Jahr 4,5 Milliarden“

Dienstag, 6. Dezember 2022 – Autor:
Würden gesetzlich Krankenversicherte die Kasse so aktiv wechseln wie etwa den Telefonanbieter, könnten sie persönlich im Jahr bis zu 293 Euro einsparen – und als Gesamtheit etwa 4,5 Milliarden Euro. Das zeigt eine Hochrechnung des Verbraucherportals „Check24“.
100-Euro-Schein, Stapel mit Münzen, Stethoskop.

Im kommenden Jahr können Krankenkassen die Zusatzbeiträge erhöhen, ohne dass sie jeden Versicherten persönlich informieren müssen. Bei einer Beitragserhöhung besitzen Versicherte ein Sonderkündigungsrecht und können leicht die Kasse wechseln. – Foto: AdobeStock/PhotographyByMK

Viele Deutsche wechseln die Krankenkasse offenbar nicht so flink und tarifbewusst wie etwa ihren Strom- oder Telefonanbieter. Aber was wäre, wenn sie das täten – und bei ihrer Entscheidung allein auf den Preis achten würden? Das hat jetzt das Preisvergleichsportals „Check24“ ausgerechnet.

Nach Einschätzung des Portals mit Hauptsitz in München haben die deutschen Verbraucher im laufenden Jahr 2022 mehrere Milliarden Euro verschenkt, weil sie ihre Krankenkasse nicht gewechselt haben. „Wären alle gesetzlich Versicherten zur günstigsten bundesweit tätigen Kasse im Check24-Vergleich mit einem Zusatzbeitrag von 0,69 Prozent gewechselt, hätten sie insgesamt 4,5 Mrd. Euro gespart“, heißt es in einer Mitteilung des Portals. Grundlage für die Berechnung waren demnach Daten des Bundesamts für soziale Sicherung und der gesetzlichen Krankenkassen.

Zusatzbeitrag: Der kleine Unterschied zwischen den Krankenkassen

Krankenkassen unterscheiden sich aus Verbraucherperspektive insbesondere durch den sogenannten Zusatzbeitrag. Denn der allgemeine Beitrag in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist für alle Versicherten gleich – er liegt aktuell bei 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens. Im Gegensatz dazu fällt der Zusatzbeitrag von Kasse zu Kasse unterschiedliche aus –  denn jede einzelne Kasse kann ihn – in Abhängigkeit von ihrer finanziellen Situation – individuell festlegen.

In fünf Bundesländern sind Zusatzbeiträge besonders günstig

Im Durchschnitt verlangen gesetzliche Krankenkassen in diesem Jahr einen Zusatzbeitrag in Höhe von 1,3 Prozent. Dieser Zusatzbeitrag bewegt sich in einem Korridor zwischen der billigsten und der teuersten Kasse und er ist nicht in allen Bundesländern gleich. Sieht man sich die im Vergleichsportal Check24 gelisteten 41 Kassen an, so zeigt sich: In bestimmten Bundesländern ist dieser Korridor breiter. Laut Check24 profitieren Versicherte hiervon am stärksten in den Ländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. „In diesen Bundesländern verlangt die günstigste Kasse 0,69 Prozent Zusatzbeitrag, bei der teuersten Kasse werden 1,70 Prozent fällig“, heißt es bei Check24.

Nach Berechnungen des Vergleichsportals sparen Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von 58.050 Euro (Beitragsbemessungsgrenze 2022) aktuell bis zu 293 Euro jährlich durch einen Wechsel der Krankenkasse. Bei einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro beträgt das Sparpotenzial bis zu 152 Euro jährlich.

Unterschiede zwischen Kassen auch bei den Zusatzleistungen

„Ein Wechsel der Krankenkasse lohnt sich jetzt ganz besonders", sagt Daniel Güssow, Managing Director Gesetzliche Krankenkassen bei Check24. "Verbraucher*innen sparen ganz unmittelbar beim Beitrag. Hierfür stehen in jedem Bundesland günstige Kassen zur Verfügung. Zusätzlich erhalten Versicherte Zugang zu wichtigen Zusatzleistungen, denn auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Kassen." Zu den Zusatzleistungen zählen beispielsweise die professionelle Zahnreinigung oder Vorsorgeuntersuchungen. Check24: „Keine Angst vorm Kassenwechsel“

Check24: „Keine Angst vorm Kassenwechsel“

Dem Portal zufolge brauchen Verbraucher „keine Angst vor dem Wechsel ihrer gesetzlichen Krankenversicherung haben“, denn: „Eine Versicherungslücke oder Doppelversicherung ist ausgeschlossen. Außerdem sind die gesetzlichen Grundleistungen bei allen Kassen gleich und werden von diesen übernommen.“

Krankenkassen informieren erstmals nicht aktiv über Erhöhungen

Nachdem bereits im laufenden Jahr 22 gesetzliche Krankenkassen ihre Beiträge angehoben haben, steht im Januar 2023 die nächste Welle von Preiserhöhungen bevor. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag steigt mit 1,60 Prozent auf ein Rekordniveau. Auch die Beitragsbemessungsgrenze wird auf 59.850 Euro angehoben. „Versicherten drohen damit Mehrkosten von bis zu 233 Euro jährlich“, warnt Check24.

Der Knackpunkt dabei: Anders als bisher müssen die gesetzlichen Krankenkassen ihre Versicherten nicht mehr persönlich per Brief über eine Beitragserhöhung informieren. Diese Informationspflicht ist bis Ende Juni 2023 ausgesetzt. Die allgemeine Ankündigung einer Beitragserhöhung auf der Kassen-Webseite oder im Mitgliedermagazin reicht dann aus. „Versicherte müssen sich darauf einstellen, dass die Krankenkassen flächendeckend Beiträge erhöhen", sagt GKV-Spezialist Güssow.

Kassenwechsel: Zwei Strategien für Verbraucher

Welche Kassen tatsächlich ihren Beitrag erhöhen und wie stark, ist noch nicht ausgemacht. In der Regel entscheiden die Versicherungen darüber jetzt im Dezember. Wer eine Beitragserhöhung bekommt, besitzt dem Fachportal „Finanztip“ zufolge ein Sonderkündigungsrecht und kann dann die Kasse wechseln. Hierbei sind laut Finanztip zwei Strategien möglich. Entweder: Man schaut einzig und allein auf den Beitrag und sucht sich die günstigste Kasse in seinem Bundesland aus. Oder: Man achtet darauf, dass die Mischung stimmt – also „auf ein gutes Gesamtpaket aus Service, freiwilligen Zusatzleistungen und niedrigem Beitrag“.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krankenkassen

Weitere Nachrichten zum Thema „Krankenversicherung“

08.07.2022

Für viele ist der Jahresurlaub die schönste Zeit im Jahr – und die sorgloseste. Ob Unfall oder plötzliche schwere Erkrankung: Das kann einen auch im Ausland ereilen. Experten raten deshalb zu einer Reiseversicherung, die auch den Rücktransport bezahlt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin