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„Gesetzlich Krankenversicherte erleben sich vor allem als Kostenfaktor“

Mittwoch, 13. April 2022 – Autor:
Mehr als drei Viertel der gesetzlich Versicherten haben das Empfinden, dass den Krankenkassen die Kosten wichtiger sind als das Wohl der Patienten, wenn sie medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Das ergab zumindest eine Repräsentativbefragung im Auftrag des Hamburger Klinikkonzerns Asklepios.
Euro-Scheine und Stethoskop

Zwei Drittel der Befragten gesetzlich Versicherten vermissen Transparenz bei den Kosten für Behandlungen oder Medikamente – und sogar 84 Prozent bei den Zuzahlungen, die sie leisten müssen. – Foto: AdobeStock/Stockfotos-MG

77 Prozent der gesetzlich Versicherten haben den Eindruck, dass sie von den gesetzlichen Krankenkassen vor allem als wirtschaftlicher Faktor gesehen werden – und dass nicht das Wohl des Patienten, sondern die Kosten im Mittelpunkt stehen. Das ergab eine repräsentative Online-Befragung unter 1.000 gesetzlich versicherten Bundesbürgern durch das Institut „Toluna“ im Auftrag des Hamburger Klinikkonzerns Asklepios.

Beste Behandlung? Das sollte der Arzt entscheiden – nicht die Kasse

Der Umfrage zufolge wünscht sich eine sehr große Mehrheit, dass die Kostenträger bei der Auswahl und Abwicklung von Gesundheitsleistungen weniger Macht haben sollten. 86 Prozent plädierten dafür, dass vor allem der zuständige Arzt über die beste Behandlung entscheiden sollte – und weniger die Krankenkasse. 93 Prozent der Befragten finden, dass die Prüfung von Qualität, Kosten und Leistungen durch eine unabhängige Instanz erfolgen sollten – statt durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). „Die überwältigende Mehrheit der gesetzlich Versicherten erlebt die Kostenträger in erster Linie als ökonomisch getriebene Institutionen, für die das Wohl der Mitglieder eine untergeordnete Rolle spielt", sagt Kai Hankeln, der Vorstandsvorsitzende der Asklepios-Kliniken, zu den Ergebnissen der jetzt vorgelegten Studie.

Was ist wichtiger? Praxis-Ausstattung oder Behandlungsergebnis?

Auch bei anderen Aspekten unterscheiden sich der Umfrage zufolge die Vorstellungen von Versicherten auf der einen und Krankenkassen auf der anderen Seite deutlich voneinander. So ist jedem zweiten GKV-Versicherten bei der Wahl eines Krankenhauses die Ergebnisqualität wichtiger als die Strukturqualität. „Strukturqualität“ heißt: die Ausstattung von Praxen und Kliniken mit Mitarbeitern, Ärzten, Spezialisten und medizinischen Geräten. Bei der „Ergebnisqualität“ zählt hingegen, ob es zu Komplikationen kam oder Zweitoperationen notwendig wurden.

Klinikchef wirft Kassen vor, sich durch Bürokratie vor Kostenerstattung zu drücken

Für Patienten sei vor allem das Ergebnis einer Behandlung wichtig, was vernünftig sei, kommentiert dies Asklepios-Chef Hankeln. Umgekehrt diene „das bürokratische Vorgehen der GKV letztlich nur dazu, die Kostenerstattung für erbrachte Behandlungsleistungen zu vermeiden“, ohne dass die Patienten davon einen greifbaren Vorteil hätten.

Zwei Drittel wünschen sich Transparenz bei Behandlungskosten oder Zuzahlungen

Große Defizite zeigen sich der Studie zufolge auch bei den Bereichen Information und Transparenz. So finden zwei Drittel der Befragten die Kosten für Behandlungen oder Medikamente nicht transparent. 84 Prozent wünschen sich eine solche Info von ihrer Krankenkasse. Nur knapp jeder Zweite gibt an, dass Zuzahlungen, die geleistet werden müssen, von der Krankenkasse transparent und nachvollziehbar erklärt werden. 57 Prozent wissen nicht, welche Informationen auf ihrer Versichertenkarte gespeichert sind. Lediglich 19 Prozent haben jemals eine Einzelabrechnung angeschaut, 34 Prozent wissen gar nicht, dass das geht – und bei 14 Prozent exisitiert diese Möglichkeit bei ihrer Versicherung nicht einmal.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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