Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Fruchtschädigend? Experten fordern Medikationsplan für Frauen mit Kinderwunsch

Donnerstag, 19. August 2021 – Autor:
30 Prozent aller Frauen nehmen vor ihrer Schwangerschaft regelmäßig mindestens ein Medikament ein. Da einige Medikamente fruchtschädigend wirken können, fordern Experten einen Medikationsplan für Frauen mit Kinderwunsch.
Nach wie vor werden Schwangeren potentiell fruchtschädigende Medikamente verordnet

– Foto: Adobe Stock/Fotoduets

30 Prozent aller Frauen nehmen vor ihrer Schwangerschaft regelmäßig mindestens ein Medikament ein. Einige Medikamente können fruchtschädigend wirken und lösen fatale Schädigungen insbesondere in den ersten Wochen der Schwangerschaft aus.

Im aktuellen Barmer Report forderte Barmer-Vorstandschef Prof. Christoph Straub daher einen Rechtsanspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan, wenn sich Frauen im gebärfähigen Alter befinden und durchgehend Medikamente einnehmen.

Kontraindikationen bleiben unentdeckt

Denn nicht nur bei Frauen mit ungeplanter Schwangerschaft könnten die falschen Medikamente Folgen haben, es kommen noch viele Frauen mit Medikation hinzu, die ihre Schwangerschaft zwar planen, mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt aber nicht über den Kinderwunsch sprechen.

Da der Anspruch auf einen Medikationsplan in der Gesetzlichen Krankenversicherung bislang erst ab drei verordneten Medikamenten besteht, kommt es auch in der Arzt-Patient-Beziehung so zu Informationslücken und bleiben mögliche Kontraindikationen unentdeckt, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Schutz des Ungeborenen muss früher beginnen

Im ersten Schwangerschaftsdrittel bekamen im Jahr 2018 insgesamt 663 von mehr als 66.000 Barmer-Versicherten, die ein Kind zur Welt brachten, Medikamente mit potenziell kindsschädigenden Wirkungen verordnet.

"Die grundsätzliche Verordnung von Teratogenen vor einer Schwangerschaft ist nicht das Problem. Vor allem dann nicht, wenn verhütet wird. Spätestens mit Eintritt der Schwangerschaft darf aber kein Teratogen mehr zum Einsatz kommen. Genau genommen muss der Schutz des ungeborenen Kindes bereits davor beginnen", so Straub.

Auch Verordnungen im späteren Verlauf der Schwangerschaft

Hinzu kommt: Noch immer bekommen Frauen auch im späteren Verlauf der Schwangerschaft Arzneimittel mit Risiken der Schädigung des ungeborenen Kindes verordnet. Im Jahr 2018 waren hiervon 1.210 Barmer-Versicherte betroffen.

"Zu einem späten Zeitpunkt der Schwangerschaft sind solche Arzneimittel im Einzelfall eventuell akzeptabel, weil die Gefahr für Missbildungen und Schädigungen des Kindes dann etwas geringer ist. Deren Verabreichung muss dann aber zwingend im Medikationsplan stehen", sagt Report-Autor Prof. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken.

Medikationsplan für Frauen mit Kinderwunsch gefordert

Mit Blick auf die frühe Schwangerschaft kritisiert Grandt zudem, dass die Absetzquoten bei den als besonders kritisch geltenden Arzneimittelwirkstoffen zu niedrig sind und im Beobachtungszeitraum des Reports lediglich zwischen 31 und 60 Prozent betragen haben. "Das ist viel zu wenig", sagt Grandt. Gerade der Einsatz stark fruchtschädigender Arzneimittel ist für ihn dann in keinem Fall vertretbar, wenn es gleichwertige und sicherere Alternativen gibt. Auch daher fordert der Experte den Medikationsplan für Frauen mit Kinderwunsch.

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel , Ambulante Versorgung , Gynäkologie , Krankenkassen , Schwangerschaft

Weitere Nachrichten zum Thema Schwangerschaft

26.05.2021

Die Ständige Impfkommission hat bislang keine allgemeine Impfempfehlung für Schwangere ausgesprochen. Für Frauen mit Vorerkrankungen wurden aber Ausnahmen formuliert. Eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff soll ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel möglich sein.

19.01.2021

Auch wenn eine Impfung mit „Nicht-Lebendimpfstoffen“ in der Stillzeit nach dem Stand der Dinge weder für die Mutter noch für den Säugling ein besonderes Risiko darstellt: Eine Routineimpfung aller Stillenden wird von den Fachgesellschaften nicht empfohlen. Anders verhält es sich bei Müttern, die wegen bestimmter Grunderkrankungen zu einer Risikogruppe zählen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin