Dekubitus gehört zu den gefürchteten Folgen von Altersschwäche und Bettlägerigkeit. Die Patienten liegen oder sitzen sich wund. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 400.000 Menschen an einem behandlungsbedürftigen Dekubitus. Dabei werden die Haut und das darunterliegende Gewebe oft so stark geschädigt, dass es zu einem stillen Entzündungsprozess kommt. Diese Dauerentzündung herum lässt sich nur schwer therapieren. In den meisten Fällen ist das Gebiet rund um das Steißbein betroffen.
700.000 Euro für bessere Wundauflagen
Ein Forscherteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat nun 700.000 Euro vom Freistaat Thüringen und aus dem Europäischen Sozialfonds erhalten, um neue Therapien gegen chronische Wunden zu entwickeln. Die Gruppe namens „InflammAging“ will insbesondere die „bakterielle Nanocellulose“ zu aktiven Wundauflagen entwickeln, die die Wundheilung beschleunigen sollen. Dabei handelt es sich um ein biotechnologisch gewonnenes natürliches Trägermaterial. Überhaupt wollen die Forscher auf natürliche Inhaltsstoffe setzen. Beispielsweise aus Pflanzen, etwa Triterpensäuren aus Weihrauch, und daraus im menschlichen Körper entstehenden Stoffwechselprodukten.
„Diese Stoffe besitzen entzündungshemmende Eigenschaften“, erklärt Pharmazeutin Prof. Dagmar Fischer. Ihre chemische Struktur könne jedoch die Wirkung einschränken, da sie ihren eigentlichen Wirkort nicht oder nur sehr schlecht erreichen könnten. „Abhilfe zu diesem Problem soll dabei die Verpackung der Naturstoffe in biotechnologisch gewonnene Nanocellulose schaffen“, so Fischer.
Feuchte Wundversorgung anvisiert
In dem Projekt wird das Material zunächst genau erforscht. Fischer ist überzeugt, dass der Ansatz zu einer hervorragende feuchten Wundversorgung führen wird, die bei chronischen Wunden der goldene Standard ist. „Das Material ermöglicht gleichzeitig den Transport eingebundener Naturstoffe an den Ort, an dem die Wirkung sich voll entfalten soll.“
Das Projekt läuft über drei Jahre. Beteiligt sind Wissenschaftler aus der Pharmazie, Ernährungswissenschaften und Medizin sowie ein Industriebeirat. Letzter soll sicherstellen, dass die Ergebnisse rasch vom Labor zum Patienten kommen.
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