Forscher kippen Dogma der guten und schlechten Fette
Dienstag, 1. April 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Gute Fette – schlechte Fette? Von diesem Dogma sollte man sich wieder lösen. Das zumindest legt eine Meta-Analyse von Wissenschaftlern der Cambridge Universität in Großbritannien nahe.
Bloß kein Fett? Mit diesem Dogma räumt eine Meta-Analyse auf!
Magermilch, fettfreie Gummibärchen, Kartoffelchips light. Eine Zeit lang konnte man meinen, dass diejenigen Nahrungsmittel die gesündesten sind, die möglichst wenig Fett – oder möglichst wenig „schlechtes“ Fett enthielten. Statt Butter sollte lieber Margarine, statt Sahne lieber Olivenöl verwendet werden. Jetzt haben Forscher um Raijiv Chowdhury von der Cambridge Universität in Großbritannien herausgefunden, dass der Anteil von gesättigten, einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Ernährung wohl keinerlei Einfluss auf die Häufigkeit von koronaren Herzkrankheiten hat. Nur bei den Transfetten konnten die Wissenschaftler feststellen, dass deren Verzehr mit einem höheren Erkrankungsrisiko verbunden ist.
Dass ungesättigte Fettsäuren präventiv wirken, ist zu bezweifeln
In die Meta-Analyse haben Chowdhury und Kollegen 32 Beobachtungsstudien mit insgesamt über 530.000 Teilnehmern einbezogen. Und die Analyse kippt so einige Dogmen – auch das, dass die Einnahme von ungesättigten Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel – wie etwa in
Omega-3-Fischölkapseln – sich günstig auf die Gesundheit auswirkt. Chowdhury hatte zu dieser Fragestellung 27 randomisierte klinische Studien ausgewertet. Doch die Einnahme der Fettsäuren blieb bei den über 100.000 Teilnehmern ohne signifikante Auswirkungen auf die koronare Herzkrankheit.
Die Meta-Analyse der Forscher stellt aktuelle Behandlungsleitlinien in Frage
Damit würden auch viele Inhalte der aktuellen Behandlungsleitlinien in Frage gestellt, schreiben die Forscher auf der Homepage der Universität: „Bei so vielen Menschen, die von kardiovaskulären Erkrankungen betroffen sind, ist es äußerst wichtig, dass wir geeignete Präventionsleitlinien haben, die auf der bestmöglichen Evidenz beruhen.“
Und was meinen die Kardiologen zu den Ergebnissen? Die British Heart Foundation, die die Meta-Analyse in Auftrag gegeben hat, bleibt zurückhaltend: Die Analyse würde weder die bisherigen Ernährungsempfehlungen belegen – noch diese widerlegen. Die amerikanischen Kollegen warnen davor, nun gleich alle guten Ernährungsvorsätze über Bord zu werfen. Denn angesichts der steigenden Inzidenz von Adipositas und Diabetes in der Bevölkerung wäre es kontraproduktiv, das Thema Ernährung als Krankheitsursache – und als Präventionsinstrument außer Acht zu lassen. Letztlich täten die Verbraucher wohl gut daran, sich an das zu halten, was uns unsere Eltern und Großeltern schon rieten: Alles in Maßen genießen!
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