Forscher gehen tödlichen Lungenentzündungen auf den Grund
90 Prozent aller Lungenentzündungen werden mit Hilfe von Antibiotika und der körpereigenen Abwehr geheilt. Bei einigen Patienten nimmt die Erkrankung jedoch einen schweren Verlauf und jeder zehnte stirbt daran. Damit verursachen Lungenentzündungen pro Jahr sieben Mal mehr Tote als im Straßenverkehr. Warum eine Volkskrankheit wie die Lungenentzündung häufig noch immer noch tödlich endet, will jetzt der bundesweite Forschungsverbund CAPSyS (Systems Medicine of Community Aquired Pneumonia) klären. Geleitet wird der Verbund von Prof. Norbert Suttorp von der Charité und Prof. Markus Löffler vom Institut für Medizinische Informatik der Universität Leipzig.
Lungenentzündung: Lassen sich schwere Verläufe eventuell vorhersagen?
Bekannt ist, dass bei schweren Verläufen die Infektion die Barriere zwischen den Lungenbläschen und den Gefäßen überwinden kann. So kann sich die anfangs lokale Entzündung im gesamten Körper ausbreiten und es kommt zu einer Blutvergiftung oder einem Organversagen. Um zu klären, wie es zu dem Verlust der Barrierefunktion in den befallenen Lungenbläschen kommt und welche Faktoren die Entwicklung einer systemischen Entzündung beeinflussen, werden Wissenschaftler der Charité über 1.000 Patienten untersuchen. Dabei sollen klinische Parameter, Laborwerte und umfangreiche molekulare Daten erhoben und analysiert werden. „Zusätzlich werden wir experimentelle Daten von Zellen und Geweben in Modellierungsuntersuchungen einfließen lassen, die die Details der Vorgänge in den Lungenbläschen aufklären sollen“, erläutert Prof. Norbert Suttorp, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité. „Unser Ziel ist es letztendlich, Biosignaturen zu finden, die bei der Patientenaufnahme schon anzeigen, welcher der Patienten einen komplizierten Verlauf nehmen wird.“
Charité erhält 1,4 Millionen Euro für Forschungsprojekt
Das Bundesforschungsministerium unterstützt das Forschungsprojekt zur Systemmedizin der ambulant erworbenen Lungenentzündung mit 3,8 Millionen Euro, davon fließen 1,4 Millionen an die Charité. Das Projekt gilt als ein wichtiger Baustein für das vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung geplante Programm der „translationalen Systemmedizin.“ Neben der Charité sind an dem Verbund die Universitäten Leipzig, Erlangen, Marburg, Greifswald und Jena beteiligt.
Foto: Fotolia.com