Forscher entwickeln Kurzzeit-Therapie für Long-Covid-Erkrankte

– Foto: Adobe Stock/Georgii
Ein bundesweiter Forschungsverbund entwickelt jetzt eine spezielle Therapie für Long-Covid-19-Erkrankte. Unter Leitung der universitären Psychosomatischen Kliniken in München und Magdeburg sowie der Medizinischen Epidemiologie in Halle werden zunächst die Bedarfe von Patienten mit Long-Covid ermittelt.
Auf dieser Basis soll es ein Unterstützungsangebot geben, das Strategien zum Umgang mit den anhaltenden Symptomen vermittelt. Dies könne später auch niedergelassenen Ärzten sowie Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt werden, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM).
Erschöpfung, Schmerzen, Atemnot, Schlafstörungen
Auf eine halbe Million Menschen schätzten Fachleute im vergangenen Herbst die Zahl der Betroffenen, die hierzulande unter Langzeitfolgen einer überstandenen Covid-19-Infektion leiden. "Dazu zählen chronische Erschöpfung, Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, wechselnde Schmerzen am ganzen Körper, Kopfweh, Luftnot, Atembeschwerden, Schlafstörungen, allgemeines Unwohlsein, Depressionssymptome und Ängste", erklärt Studienkoordinatorin Dr. Christine Allwang.
Die Betroffenen sind häufig zwischen 20 und 40 Jahre alt. "Obwohl keine hinreichenden organischen Ursachen gefunden wurden, sind sie teilweise massiv in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt und monatelang arbeitsunfähig", erläutert Allwang, leitende Oberärztin der Psychosomatik am Universitätsklinikum rechts der Isar in München.
Behandlung für Körper, Seele und Alltagskompetenz
Die Intervention soll an drei unterschiedlichen Problembereichen ansetzen, erklärt die DGPM-Expertin in einer Pressemitteilung. Dazu gehört der Umgang mit anhaltenden Körperbeschwerden und Schmerzen, die Verbesserung seelischer Symptome wie Depression und Angst sowie eine Intervention für die Bereiche Sozial- und Arbeitsleben. "Hier geht es darum, wieder bestmöglich zurück in den normalen Alltag mit Partnerin oder Partner, Freunden und Kindern zu finden und die Rückkehr an den Arbeitsplatz vorzubereiten", so Allwang.
Return to work – das ist für viele Erkrankte gar nicht so einfach. "Häufig handelt es sich bei den Long-Covid-Betroffenen um Menschen, die vor ihrer Erkrankung sehr leistungsfähig waren, wie uns auch Rehakliniken berichten", erläutert die Psychosomatikerin. "Für diese Gruppe ist es oft schwierig, sich Überforderung einzugestehen und sich erst langsam wieder der früheren Leistungsform anzunähern."
Forscher entwickeln Kurzzeit-Therapie für Long-Covid-Erkrankte
Die Betroffenen müssten lernen, Symptome zu erkennen, Grenzen besser zu spüren und öfter Pausen einzulegen, worauf sich auch das Umfeld einzustellen habe. "Es kann dabei empfehlenswert sein, beispielsweise eine stufenweise Berufswiedereingliederung zu wählen", betont die DGPM-Expertin.
Die Kurzzeit-Therapie für Long-Covid-Erkrankte soll insgesamt zwölf therapeutische Gesprächssitzungen umfassen, davon ein bis zwei Gruppentreffen. "Die übergeordnete Frage der Therapie lautet: Wie kann ich mich trainieren, um zurück ins Leben zu finden, wie gehe ich mit Symptomen um? Dafür wollen wir handfeste Unterstützung liefern", so Allwang.