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Forschen für eine gesunde Zukunft

Donnerstag, 1. Oktober 2009 – Autor:
Interview mit IGE-Sprecher Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke
Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke

Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke

Sie kommen aus Bereichen wie Medizintechnik, Informationstechnologie, Gesundheitsökonomie, Lebensmittel- oder Biotechnologie. Am "Innovationszentrum Technologien für Gesundheit und Ernährung (IGE)" entwickeln Wissenschaftler aus 47 Fachbereichen der TU Berlin und 24 anderen Institutionen gemeinsam technologische Innovationen für eine gesündere Gesellschaft. Mit IGE-Sprecher Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke sprach Beatrice Hamberger.

Aus zwei erfolgreichen Forschungseinrichtungen - dem Zentrum für innovative Gesundheitstechnologie (ZiG) und dem Center für preventive Foods (CPF) ist im Januar dieses Jahres das "Innovationszentrum Technologien für Gesundheit und Ernährung (IGE)" entstanden. Welches Ziel verfolgt das neue Zentrum der TU Berlin?

Die TU Berlin ist bestrebt, mit ihrem Wissen und ihren Forschungsleistungen zur Lösung aktueller gesellschaftlich relevanter Fragestellungen beizutragen und konzentriert sich dabei auf sieben Schwerpunktfelder. Eines davon ist Gesundheit und Ernährung - deshalb auch die Gründung des Innovationszentrums. Dessen Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Bevölkerung zu leisten und innovative Lebensmittel zu entwickeln, und zwar unter Zuhilfenahme neuer Technologien.

47 Fachbereiche, 24 ausseruniversitäre Forschungsinstitutionen und zahlreiche Industriepartner sind an den Forschungsprojekten des IGE beteiligt. Wie bekommt man die alle unter einen Hut?

Wenn man sich mit Fragen der künftigen gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung befasst, dann geht das nur mit inter- und transdisziplinär aufgestellten Forschungsteams. Schliesslich haben wir es mit einem breiten Themenspektrum zu tun - von der Entwicklung neuer Technologien über Finanzierungs- und Vergütungsmodelle von gesundheitsbezogenen Leistungen, eine konsumentengerechte Kommunikation bis hin zur Entwicklung und Bereitstellung massgeschneiderter und präventiv wirksamer Lebensmittel.

Mit welchen Technologien wollen Sie die gesundheitliche Situation der Bevölkerung verbessern?

In erster Linie geht es um die Entwicklung und Anwendung von Rehabilitationstechnologien für Menschen mit neurologischen oder muskuloskelettalen Erkrankungen, nach Amputationen oder mit Störungen der Sinnesorgane. Dazu gehört etwa die Entwicklung von Rehabilitationsrobotern wie z. B. der "Haptic Walker" oder die funktionelle Elektrostimulation. Hier werden Muskeln oder Muskelgruppen an Armen oder Beinen, die z. B. infolge einer Querschnittlähmung nicht mehr aktiv bewegt werden können, durch gezielte elektrische Impulse zur Kontraktion gebracht. Auf diese Weise können Querschnittgelähmte sogar auf speziell konstruierten Fahrrädern fahren.

Sicher gehört auch die Weiterentwicklung der Prothetik dazu?

Ja, immerhin leben in Deutschland etwa 300.000 Menschen, die nach einer Gliedmassenamputation auf einen funktional hochwertigen Ersatz hoffen. Eine Arbeitsgruppe um Professor Marc Kraft vom Fachbereich Medizintechnik entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern moderne mikroprozessorgesteuerte Kniegelenke und weitere Prothesenkomponenten. Diese Technologien ermöglichen den Prothesenträgern, mobil und sogar sportlich aktiv zu bleiben, was wiederum weitreichende positive Effekte für deren physisches und psychisches Wohlergehen hat. Aber natürlich spielen auch die Informations- und Kommunikationstechnologien eine entscheidende Rolle, z. B. in der Telemedizin oder in dem immer mehr an Bedeutung gewinnenden Gebiet "Ambient assisted Living". Hier sind die Mitglieder des IGE auch in zahlreiche Projekte eingebunden.

Prävention ist ein Schwerpunkte des Innovationszentrums Gesundheit und Ernährung. Welchen Beitrag können Lebensmittel dabei leisten?

Forschungsprojekte im Bereich Ernährung zielen zumeist auf die Entwicklung und Produktion ernährungsphysiologisch hochwertiger Lebensmittel mit besonderem Gesundheitsbezug, zum Beispiel zur Prävention von Adipositas. In einer Interventionsstudie untersuchen derzeit Wissenschaftler der Charité, des Deutschen Institutes für Ernährungsforschung sowie aus verschiedenen Fachgebieten der TU Berlin die Nutzbarkeit pflanzlicher Proteine und die Auswirkungen auf molekulare Schlüsselmechanismen der Adipositasgenese. Da Übergewicht und seine Folgeerscheinungen enorme ökonomische Belastungen für das Gesundheitssystem darstellen, liegt in der Entwicklung präventiver Lebensmittel ein enormes Potenzial. Ein weiterer wichtiger Bereich werden zukünftig auch Lebensmittel für ältere Menschen: Sie benötigen viele Nährstoffe, haben aber dabei nur einen geringen Energiebedarf. Ziel ist es, diese Personengruppe mit massgeschneiderten Lebensmitteln zu versorgen.

Stichwort Ökonomie. Innovationen müssen schliesslich auch finanziert werden...

Die AG Gesundheitswirtschaft unter Prof. Busses und meiner Leitung beschäftigt sich genau mit diesen Fragen. Im Mittelpunkt stehen ökonomische Analysen in Form von volks- und betriebswirtschaftlichen Studien, z.B. für Hersteller von medizinisch-technischen Geräten oder von Produkten des Sanitätsfachhandels. Im Rahmen des Technology Assessments werden direkte und indirekte Kosten vor dem Hintergrund bestimmter Krankheitsbilder ermittelt. Der Gesundheitssystemvergleich erlaubt es schliesslich, verschiedene Länder im europäischen Binnenmarkt oder auch einem bewertenden Vergleich zu unterziehen. Aber natürlich sind auch die permanenten Gesundheitsreformen mit dem sich daraus ergebenden Bewertungsbedarf Gegenstand unserer Analysen.

Sie haben auch die Berliner Gesundheitswirtschaft analysiert. Was kam dabei heraus?

Zum einen haben wir mit dem "Transsektoralen Versorgungsnetz Herzinsuffizienz Berlin" modellhaft am Beispiel Herzinsuffizienz gezeigt werden, welche Qualitätsverbesserungen sich bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen durch die Integrierte Versorgung erzielen lassen. Zum anderen haben wir in einem bereits abgeschlossenen Projekt die Berliner Gesundheitswirtschaft statistisch durchleuchtet. Wir konnten darstellen, wie stark auch die regionalen Gesundheitsmärkte im Wettbewerb miteinander stehen und wie sie darüber hinaus für Beschäftigung vor Ort sorgen, so dass immer deutlicher wird, dass das Gesundheitswesen weit mehr als ein Kostenfaktor ist. 

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