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Fleischessen ist auch eine Ideologie

Sonntag, 16. April 2017 – Autor:
Vegetarier oder Veganer gelten oft als ideologisch verbohrt. Wer gerne Fleisch ist, tut dies ebenfalls aus Überzeugung. Das fanden Psychologen heraus.
Fleischessen ist nicht nur Geschmackssache. Menschen essen Tiere auch aus Überzeugung

Fleischessen ist nicht nur Geschmackssache. Menschen essen Tiere auch aus Überzeugung – Foto: xx85xx - Fotolia

Ostern ist ein guter Anlass, über den Fleischkonsum nachzudenken. In vielen deutschen Familien kommt an den Feiertagen das Osterlamm auf den Tisch. Dabei würde niemand daran denken, das süße Lämmchen aus dem Streichelzoo zu schlachten. Diese Diskrepanz bezeichnet die amerikanische Autorin Melanie Joy als Karnismus. Einige Tiere gelten als essbar, andere jedoch nicht. So werden etwa Haustiere als Familienmitglieder und als unessbar angesehen.

Die meisten Vegetarier oder Veganer lehnen das Fleischessen weniger aus gesundheitlichen Gründen, als aus Empathie gegenüber den Tieren ab. Dass Fleischesser ebenfalls Überzeugungen anhängen, haben nun Psychologen der Universität Mainz gemeinsam mit Kollegen aus Boston, USA, herausgefunden.

Karnismus-Theorie überprüft

Überprüft wurde die Karnismus-Theorie in einer Studie mit 1.000 Teilnehmern. Dabei zeigte sich, dass das häufig vorgebrachte Argument, Fleisch schmecke einfach gut, nur ein Teil der Wahrheit ist. Tatsächlich rechtfertigten die Fleischesser ihren Fleischkonsum mit der Dominanz des Menschen gegenüber Tieren. „Wir konnten bestätigen, dass Fleischkonsum auch mit der Befürwortung von Hierarchien in Verbindung steht“, kommentiert Studienautorin Tamara Pfeiler von der Uni Mainz ein zentrales Ergebnis der Studie. Insofern sei der Konsum von Fleisch ebenso an Überzeugungen gekoppelt, wie der Konsum von pflanzlicher Nahrung an vegane oder vegetarische Überzeugungen.

Fleischessen hängt eng mit Hierarchiedenken zusammen

Das Hierarchiedenken ist nach den Studienergebnissen auch mit bestimmten gesellschaftspolitischen Ansichten verknüpft: Befürworter des Fleischkonsums sind demnach eher konservativ und sehen auch zwischen menschlichen Gruppen eine Rangordnung. Das bedeute aber umgekehrt nicht, dass fleischessende Menschen automatisch zu mehr Vorurteilen gegenüber anderen menschlichen Gruppen neigten, meint Psychologin Pfeiler. „Die Zusammenhänge bestehen, sind jedoch nicht kausal.“

Die Studieneregbnisse wurden in der Fachzeitschrift „Appetite“ veröffentlicht. Der Titel: “The Carnism Inventory: Measuring the ideology of eating animals”.

Foto: © xx85xx - Fotolia.com

Hauptkategorie: Prävention und Reha
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