Expertise wichtiger als Einzelzimmer
Krankenhäuser mit schwieriger Finanzlage haben es derzeit in vielerlei Hinsicht schwer. Dass nun auch ihr Ansehen gelitten hat, legt eine aktuelle Umfrage unter mehr als 1.000 Bundesbürgern nahe, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Auftrag gegeben hat. Demnach befürchtet die Mehrzahl der Befragten, dass die erzwungenen Einsparungen vor allem auf Kosten der ärztlichen Versorgungsqualität gehen. „Damit werden Krankenhäuser für Patienten schnell unattraktiv. Selbst leicht defizitären Kliniken droht eine Abwärtsspirale, wenn sie ihr Budget nicht schnell wieder in den Griff bekommen“, kommentiert Armin Albat, PwC-Partner und Krankenhausexperte. „Werden die tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Finanzschwierigkeiten bekannt, entscheiden sich viele Patienten für eine andere Klinik. Dadurch sinkt die Auslastung und die finanziellen Probleme wachsen“, so die Eischätzung des Krankenhausexperten.
Hochqualifiziertes Ärzte- und Spezialistenteam für die Deutschen am wichtigsten
Der Umfrage zufolge ist ein hochqualifiziertes Ärzte- und Spezialistenteam für fast 60 Prozent der Deutschen das ausschlaggebende Entscheidungskriterium bei der Wahl der richtigen Klinik. Die Ausstattung mit modernen medizintechnischen Geräten ist für knapp 40 Prozent wichtig. Mit einer komfortablen Ausstattung wie Einzelzimmern, gutem Essen und ansprechenden Räumlichkeiten können Krankenhäuser hingegen nur bei wenigen potenziellen Patienten punkten. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Universitätskliniken das allgemein beste Image in der Bevölkerung genießen. 60 Prozent der Befragten sprechen den Forschungs- und Lehrkrankenhäusern die höchsten Qualitätsstandards zu. Krankenhäuser in privater Trägerschaft stehen an zweiter Stelle im Ranking, gefolgt von kommunalen und kirchlichen Kliniken. Allerdings legen nur die wenigsten – nämlich drei Prozent - bei der Krankenhauswahl Wert auf die Trägerschaft.
Die Nähe des Krankenhauses zum Wohnort spielt nur eine untergeordnete Rolle
Wo sich das für sie „beste Krankenhaus“ befindet, ist den Deutschen relativ egal. Nur jeder zwölfte würde sich im nächstgelegenen Haus behandeln lassen. 40 Prozent würden dagegen eine Wegstrecke von mehr als 50 Kilometer in Kauf nehmen, um in die beste Klinik zu kommen. Jede sechst würde sogar 100 Kilometer oder weiter fahren. Hausärzte spielen bei der Wahl der richtigen Klinik offenbar nur eine geringe Rolle. Noch nicht einmal jeder Dritte würde sich laut Umfrage auf die Empfehlung des Hausarztes hin für oder gegen eine Klinik entscheiden.
„Die Umfrageergebnisse sind nicht nur für die Kliniken, sondern auch für die Politik relevant. So ist die 'wohnortnahe Versorgung' zumindest jenseits der Akutmedizin für die Bürger offenbar weniger relevant als oft angenommen“, betont Michael Burkhart, PwC-Partner und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen. Dies eröffne Potenziale für die Zusammenlegung von Kapazitäten und die weitere fachliche Spezialisierung, so Burkhart.
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