Erste Impfstoffe gegen das Coronavirus werden bereits an Freiweilligen getestet

Mehr als 50 Impfstoffe gegen das Coronavirus sind in der Pipeline. Einige davon werden bereits in klinischen Studien erprobt – Foto: ©weyo - stock.adobe.com
Das hat es in so kurzer Zeit noch nicht gegeben: Seit Entdeckung des Coronavirus SARS-CoV-2 vor gut zwölf Wochen sind weltweit dutzende Impfstoffprojekte angelaufen. Bei der Weltgesundheitsorganisation waren am 21. März 50 solcher Vorhaben registriert. Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) nennt sechs weitere Projekte, darunter die Impfstoffentwicklung am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Damit wären mindestens 56 Impfprojekte in der Pipeline.
Welche Impfstoff-Arten werden entwickelt?
Im Kampf gegen COVOD-19 arbeiten Forschungsinstitute und Unternehmen sowohl an herkömmlichen als auch an neuen Ansätzen.
Zu den herkömmlichen Ansätzen zählen die Entwicklung von Lebendimpfstoffen und Totimpfstoffen.
Lebendimpfstoffe mit Vektorviren
Ausgangsbasis für Lebendimpfstoffe sind harmlose Viren, die sich im Menschen vermehren können, ohne eine Erkrankung auszulösen. Diese Vektorviren werden im Labor mit gentechnischen Mitteln verändert. In diesem Fall tauschen Forscher mehrere Oberflächenproteine durch SARS-CoV-2-Proteine aus, um das Immunsystem scharf zu machen. Ziel ist, dass Geimpfte Personen einen Immunschutz aufbauen, der auch eine echte Infektion mit dem Coronavirus abwehren kann.
Totimpfstoffe mit Virusproteinen
Dieser Ansatz liegt den meisten zugelassenen Impfstoffen zugrunde, etwa der Grippeimpfung. Bei Totimpfstoffen werden nur bestimmte Bestandteile eines inaktivierten Virus benutzt – eine Vermehrung ist nicht möglich. Jedoch kann das Immunsystem die speziellen Proteine erkennen und so eine Immunität aufbauen.
Genbasierte Impfstoffe
Ein dritter Ansatz ist die Entwicklung von genbasierten Impfstoffen. Diese Technologien sind neu und es ist bislang noch kein genbasierter Impfstoff auf dem Markt. Im Unterschied zu den beiden herkömmlichen Methoden enthalten diese Impfstoffe ausgewählte Gene des Virus in Form von mRNA bzw. DNA. Eine Impfung damit soll – so die Idee - im Körper die Bildung von harmlosen Virusproteinen hervorrufen. Das Immunsystem erkennt diese Virusproteine und baut so Antikörper dagegen auf. Die Tübinger Firma CureVac arbeitet zum Beispiel an so einem Impfstoff. Die Methode hat, wenn sie funktioniert, den Vorteil, dass schnell eine große Menge an Impfstoffdosen hergestellt werden kann.
Jede Impfstoffentwicklung gliedert sich in sechs Phasen.
1. Analyse des Virus: Welche Eigenschaften rufen einer Immunreaktion hervor?
2. Design des Impfstoffs: Welche Teile des Virus und welche Zusatzstoffe werden verwendet?
3. Erprobung an Tieren: Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit
4. Erprobung an gesunden Menschen in mehreren Phasen
5. Zulassungsverfahren durch die Arzneimittelbehörden. Für Deutschland ist die EMA zuständig.
6. Produktion des Impfstoffs in großen Mengen
Phase 4: Erprobung am Menschen
Laut dem vfa sind schon mehrere Forschungseinrichtungen in Phase 4 angelangt, also die Impfstoffe werden bereits an Freiwilligen getestet oder stehen kurz davor.
In den USA läuft seit dem 16. März eine Studie mit einem vom National Health Institute und Moderna entwickelten Impfstoff. In China wurde am 17. März dem Institut CAnSinoBio die Erlaubnis für eine klinische Phase 1 Studie zur Erprobung des Ad5-nCoV Vaccine erteilt.
Sechs weitere Studien sollen demnach in den kommenden Wochen anlaufen. Eine Erprobung des genbasierten Impfstoffs von CureVAC wird voraussichtlich im Frühsommer erfolgen.
Dass so große Fortschritte in so kurzer Zeit möglich sind, liegt zum einen an der gemeinsamen Kraftanstrengung, die COVID-19 Pandemie zu bekämpfen. Zum anderen tragen Neue Technologie und Vorerfahrung mit Impfstoffprojekten gegen verwandte Viren zu der enorme Beschleunigung bei. Der vfa erklärt, dass man bis vor wenigen Jahren für das Durchlaufen aller sechs Etappen rund 15 bis 20 Jahre brauchte. Heute kann man die Anzahl der Jahre durch Monate ersetzen.
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