Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ersatzkassen sehen großen Handlungsbedarf

Donnerstag, 4. September 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Das vor drei Jahren in Kraft getretene Versorgungsstrukturgesetz (VStG) hat die Probleme in der ambulanten ärztlichen Versorgung nicht hinreichend gelöst. Diese Auffassung vertritt die Vorstandsvorsitzende des Ersatzkassenverbands vdek Ulrike Elsner. Der Verband hat nun seine Forderungen für ein zweites VStG formuliert.
Kassen wollen Überversorgung abbauen

Welches Rezept hilft gegen den Ärztemangel auf dem Land? – Foto: Marco2811 - Fotolia

„Die ärztliche Versorgung ist deutlich teurer geworden, aber nach wie vor bestehen große Verteilungsprobleme: Zu viele Ärzte in Ballungsräumen, zu wenig Hausärzte in ländlichen Regionen“, so Elsners Diagnose. Versorgungsengpässe sieht der vdek derzeit nur punktuell vor allem bei den Hausärzten in ländlichen Regionen. Große Verteilungsprobleme beobachtet er aber auch bei den Psychotherapeuten.

Der Acht-Punkte-Plan des vdek greift viele Vorschläge des Sachverständigenrates auf. Als „Hauptaufgabe“ definiert er den Abbau von Überversorgung. Der Praxisaufkauf habe sich in der jetzigen Ausgestaltung als stumpfes Schwert erwiesen. Deshalb müsse das Letztentscheidungsrecht der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) abgeschafft werden.

Der Kassenverband schlägt als finanziellen Anreiz einen vom Gesetzgeber festgelegten regionalen Preiszuschlag für Ärzte in unterversorgten und von Unterversorgung bedrohten Regionen vor. Dieser Honorarzuschlag müsse aber mit anderen gesetzgeberischen Maßnahmen kombiniert werden. Als Beispiele nennt der Acht-Punkte-Plan flexiblere Zulassungen, weniger Bereitschaftsdienste durch gemeinsame Notfallversorgung, günstigere Krediten, die Förderung von mobilen Praxen und Telemedizin, Gemeinschaftspraxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bis hin zur Öffnung von Krankenhäusern.

Handlungsbedarf: Länder sollen für ärztliche Nachwuchsförderung zahlen

Bei der Nachwuchsförderung will der vdek die Länder ins Boot holen. Die finanzielle Förderung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung durch Krankenkassen, Krankenhausgesellschaft und KVen reiche nicht aus, um mehr Mediziner für die Allgemeinmedizin zu begeistern. 56,7 Millionen Euro sind dafür 2012 nach vdek-Angaben geflossen.

Als Förderinstrument für Leistungen oder Ärzte in strukturschwachen Regionen betrachten die Ersatzkassen auch Selektivverträge oder Integrierte Versorgungsverträge. Die rund 6300 IV-Verträge hätten sich bewährt. Der vdek fordert dafür jedoch mehr vertragliche Freiräume, unter anderem durch einen Abbau der Vorlagepflichten beim Bundesversicherungsamt (BVA). Zugleich unterstützt er die Schaffung eines Innovationsfonds zur Förderung neuer sektorübergreifender Versorgungsformen.

Neue Strukturen für ambulante Psychotherapie von Ersatzkassen gefordert

Zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung schlägt der vdek vor, Kurzzeit- und Gruppentherapien zu fördern und das Antrags- und Gutachterverfahren zu vereinfachen. Außerdem will der Kassenverband vor Therapien psychotherapeutische Sprechstunden setzen und eine Koordinierungsstelle im Modell erproben, die Patienten bei der Auswahl einer geeigneten Therapie unterstützen soll.

Foto: Marco2811 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krankenkassen , Ambulante Versorgung , Ärztemangel , Psychotherapeuten

Weitere Nachrichten zum Thema Ärztemangel

03.02.2016

Die Idee der Landarztquote sieht vor, dass Studienanwärter, die sich verpflichten, später als Landarzt zu arbeiten, leichter einen Medizinstudienplatz erhalten. Dieser Vorschlag stieß bisher auf verfassungsrechtliche Bedenken. Nun wurde ein neues Gutachten zum Thema erstellt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin