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Erhöht Untergewicht das Risiko, dement zu werden?

Freitag, 17. April 2015 – Autor: Cornelia Wanke
Menschen mittleren Alters, die untergewichtig sind – oder auch nur an der Grenze zur Untergewichtigkeit, haben ein signifikant höheres Risiko, an Demenz zu erkranken als Normalgewichtige. Das zeigt eine groß angelegte Studie aus Großbritannien.

Untergewicht und bald dement? Eine Studie liefert überraschende Ergebnisse. – Foto: Kristin Gründler - Fotolia

Wer weniger wiegt, sollte eigentlich auch im Alter gesünder sein – dem widerspricht eine aktuelle Studie aus Großbritannien. Die Ergebnisse der Studie, in die über 2 Millionen Gesundheitsdaten eingeflossen sind, überraschten selbst die Wissenschaftler. Fälschlicherweise habe man angenommen, dass das Risiko einer Erkrankung mit geringerem Gewicht abnehme, so die Autoren von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Tatsächlich aber zeigten die Zahlen, dass ein höheres Gewicht protektiv sein könnte – zumindest was die Demenz anbelangt. 

Menschen mit einem hohen BMI litten seltener an Demenz als Normalgewichtige

Am stärksten gefährdet seien Menschen mittleren Alters, die einen BMI von unter 20 haben – so die Studienergebnisse. Und das schließt sehr viele Menschen ein, die eine normale Figur haben: Als untergewichtig gelten Menschen mit einem BMI von unter 18,5. „Diese Menschen haben ein um 34 Prozent höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken als solche, die einen BMI zwischen 20 und 25 haben", so der Studienautor. Je mehr Gewicht die Menschen dabei auf die Waage brächten, desto geringer sei das Risiko einer Demenz. Sehr dicke Menschen mit einem BMI von über 40 hätten sogar ein um 29 Prozent geringeres Risiko, in den nächsten 15 Jahren an einer Demenz zu erkranken als Normalgewichtige. 

Professor Stuart Pocock, einer der Autoren sagte hierzu: "Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Ärzte, Wissenschaftler und Politiker ihre Präventionsmaßnahmen bezüglich der Demenz überdenken sollten – aber auch, die Früherkennung sollte sich darauf ausrichten.“ Auch öffneten die Ergebnisse neue Wege bei der Suche nach protektiven Faktoren, wenn es gelänge zu verstehen, warum gerade Menschen mit einem höheren BMI seltener an einer Demenz litten. „Wissenschaftlern könnten so ganz neue Möglichkeiten der Behandlung entwickeln“, so Pocock.

Forscher warnen: Mehr Gewicht heißt nicht automatisch, dass man vor Demenz geschützt ist!

Der Hauptautor der Studie, Dr. Nawab Qizilbash vom Oxon Epidemiology, betonte aber, die Botschaft der Studie sei nicht, dass es okay sei, Übergewicht zu haben: „Selbst wenn Übergewicht ein protektiver Faktor sein sollte für Demenz, kann es sein, dass Ihnen das keinen Vorteil bringt, weil sie ein erhöhtes Risiko haben, dafür andere Erkrankungen zu bekommen.“ 

Dr. Simon Ridley, von Alzheimer’s Research UK, bekräftigte, dass man weiter an diesen Ergebnissen arbeiten müsse und warnte: „Diese Studie sagt uns nicht, dass Untergewicht automatisch Demenz bedeutet – und dass einen Übergewicht davor bewahrt.“ Diese Ergebnisse zeigten eben auch, dass die Erforschung der Risikofaktoren für eine Demenz sehr komplex seien. 

Foto: Fotolia - Kristin Gründler

Hauptkategorien: Prävention und Reha , Pflege

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