Elektronische Patientenakte birgt Einsparpotenzial von 34 Milliarden Euro

Die Elektronische Patientenakte wird 2021 für alle Versicherten in Deutschland eingeführt.
Der digitale Wandel prägt bereits unseren Alltag. Wir kaufen online ein, schließen übers Netz Verträge ab, buchen elektronische Tickets und kommen mit Google Maps von A nach B. Doch wenn wir zum Arzt gehen, treffen wir oft noch auf handschriftliche Karteikarten, Faxgeräte und Rezepte gibt es sowieso nur auf Papier.
Nicht verwunderlich also, dass das deutsche Gesundheitssystem im Branchenvergleich des Digital Business Index 2018 den letzten Platz einnimmt.
20 Jahre Widerstand aus Ärzteschaft und Kliniken
Laut TK-Chef Dr. Jens Baas liegt das nicht nur an technischen Problemen und dem Datenschutz, sondern vor allem am Widerstand der beteiligten Player. Mediziner hätten Angst vor Transparenz, die die Digitalisierung zwangsläufig mit sich bringe, sagte Baas am Mittwoch beim „Future Medicine Science Match“, einem gemeinsamen Kongress von Tagesspiegel und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH). „Deshalb vollzieht sich der digitale Wandel im Gesundheitswesen so schleppend.“
Seit 2001 wird in Deutschland über die elektronische Patientenakte geredet. Bis heute gibt es das zentrale Element der vernetzten Gesundheitsversorgung nicht. Dabei wäre es so praktisch, wenn Befunde, Diagnosen, Medikationspläne, Behandlungsberichte und Impfungen in einer einzigen Akte dokumentiert wären. Etliche Doppeluntersuchungen könnten vermieden oder Medikamente besser aufeinander abgestimmt werden.
Bessere Gesundheitsversorgung erwartet
Baas ist deshalb überzeugt, dass die elektronische Patientenakte die medizinische Versorgung verbessern wird. „Die elektronische Gesundheitsakte rückt Patienten in den Mittelpunkt“, sagte er. Zudem werde sie spürbar Kosten reduzieren. Der Kassenchef zitierte eine Berechnung von McKinsey, wonach die Krankenkassen durch die elektronische Patientenakte jedes Jahr 34 Milliarden Euro einsparen können - das entspricht gut zehn Prozent ihrer Gesamtausgaben. „Diese Einsparungen brauchen wir, damit wir zum Beispiel die immer teurer werdenden Krebstherapien bezahlen können.“
Elektronische Patientenakte bis 2021 Pflicht
Die TK und die AOK haben für ihre Versicherten bereits eine elektronische Gesundheitsakte eingeführt. Beide Modelle gelten als Steilvorlage für die Politik. Die hat mit dem E-Health-Gesetz beschlossen, dass bis Anfang 2019 deutschlandweit die technischen Voraussetzungen für die elektronische Patientenakte geschaffen sein sollen. Bis 2021 werden alle Kassen verpflichtet, eine einrichtungsübergreifende elektronische Patientenakte einzuführen.
Der SPD-Gesundheitsexperten Prof. Karl Lauterbach hält diesen Schritt für längst überfällig. „Die Zukunft der Medizin ist digital“, sagte er beim „Future Medicine Science Match“. Und das Smartphone werde dabei eine Schlüsselrolle spielen.
Foto: TK