Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Durch Ausdauersport bilden sich neue Herzmuskelzellen

Freitag, 21. Juni 2019 – Autor:
Schäden am Herzmuskel, etwa nach einem Infarkt, gelten bislang als irreversibel. Doch bei im Laufrad aktiven Mäusen zeigte sich: Ausdauersport fördert die Neubildung von Herzmuskelzellen.
Laufen, Joggen, Sommer, Allee

Ausdauersport fördert die Bildung neuer Herzmuskelzellen - auch nach einem Infarkt – Foto: ©Wellnhofer Designs - stock.adobe.com

Die Herzen von Säugetieren haben eine große Schwäche: Sind sie erst einmal ausgewachsen, können sie kaum noch neue Muskelzellen bilden. Schäden am Herzmuskel – etwa nach einem Infarkt – gelten daher als irreversibel und sind für eine hohe Zahl von Todesfällen verantwortlich.

Bei Untersuchungen an Mäusen konnten Wissenschaftler um die Heidelberger Kardiologin Dr. Carolin Lerchenmüller nun jedoch zeigen, dass sich die Zahl neu gebildeter Herzmuskelzellen durch Ausdauersport deutlich steigern lässt. Das beweist einmal mehr, dass Sport gut für die Gesundheit ist.

Mäuse liefen im Schnitt 5,5 Kilometer am Tag

Im Rahmen der Studie stellte sie der Hälfte ihrer Versuchstiere über acht Wochen hinweg ein Laufrad zur Verfügung, der anderen Hälfte nicht. Die Laufrad-Mäuse liefen im Schnitt 5,5 Kilometer am Tag. Während der gesamten Zeit erhielten alle Mäuse per Infusion DNA-Bausteine, die anstelle von normalem Stickstoff (14N) dessen schwere Variante 15N enthielten.

Per Massenspektrometrie ließ sich daher neu gebildetes von bereits zuvor bestehendem oder lediglich repariertem Erbgut unterscheiden - und damit auch neu entstandene Herzmuskelzellen identifizieren.

Herzen der trainierten Tiere größer und schwerer

Wie sich am Ende der achtwöchigen Versuchsspanne zeigte, waren die Herzen der trainierten Tiere nicht nur größer und schwerer geworden, sie hatten auch mehr als viermal so viele neue Kardiomyozyten, also Herzmuskelzellen, gebildet wie die Herzen der untrainierten Tiere.

In einer zweiten Versuchsreihe konnten Lerchenmüller und ihr Team diesen Befund auch bei Mäusen bestätigen, die vor Beginn der Trainingsphase einem künstlich verursachten Herzinfarkt ausgesetzt worden waren.

Mittler zwischen Aktivität und Regeneration

Den Forschern gelang es darüber hinaus, ein biochemisches Bindeglied zu identifizieren, dem offenbar eine Mittlerrolle zwischen sportlicher Aktivität und Regeneration des Herzmuskels zukommt: Eine als miR-222 bezeichnete mikro-RNA wird unter Training vermehrt gebildet.

Als die Forscher diese mikro-RNA blockierten, verhinderte das den positiven Effekt des Sports auf die Entstehung neuer Herzmuskelzellen. Ob sich hieraus mögliche Ansätze für eine medikamentöse Unterstützung des Regenerationsprozesses ergeben, muss in weiteren Studien untersucht werden. Die Untersuchung erschien 2018 Jahr im Fachmagazin Nature Communications.

Wie Ausdauersport die Bildung neuer Herzmuskelzellen fördert

Für die Forschungsarbeit, die zeigt, wie Ausdauersport die Bildung neuer Herzmuskelzellen fördert, erhielt Lerchenmüller den mit 10.000 Euro dotierten Präventionspreis, den die Deutsche Stiftung Innere Medizin (DSIM) alljährlich gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin verleiht (DGIM).

„Die Arbeit zeigt, dass die Neubildung von Kardiomyozyten in einem Rahmen gesteigert werden kann, der durchaus gesundheitsrelevant sein kann“, sagt Prof. Jürgen Schölmerich, Vorsitzender der DSIM, in einer Pressemitteilung. Dass dieser Prozess sowohl in gesunden, als auch in vorgeschädigten Herzen angestoßen werden konnte, belege die große Bedeutung, die dem Sport sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention von Herzerkrankungen zukomme.

Foto: wellnhofer designs/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Sport

Weitere Nachrichten zum Thema Sport

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin