„Dringender Ebola Verdachtsfall“ an Berliner Charité eingetroffen
An der Charité wird seit Samstagvormittag ein Mitglied eines südkoreanischen Behandlungsteams versorgt, das sich bei einem Hilfseinsatz in Sierra Leone möglicherweise mit Ebola infiziert hat. Der medizinische Helfer hatte sich am Dienstag im Rahmen einer Blutabnahme bei einem hoch-infektiösen Ebola-Patienten eine Nadelstichverletzung zugezogen. Er wurde daraufhin umgehend isoliert und von der WHO als „dringender Verdachtsfall“ eingestuft. Berlin erklärte sich bereit, den Verdachtsfall aufzunehmen.
Ein amerikanisches Spezialflugzeug hat den südkoreanischen Helfer in der vergangenen Nacht von Sierra Leone nach Deutschland geflogen und war um kurz nach sieben Uhr Ortszeit in Berlin-Tegel gelandet. Ein Spezialkonvoi der Berliner Feuerwehr brachte ihn dann ans Virchow-Klinikum der Charité, wo er seither auf der Sonderisolierstation versorgt wird. „Berlin ist für solche Szenarien gut vorbereitet und aufgestellt. Das zahlt sich heute aus“, kommentierte Berlins Gesundheitssenator Czaja auf einer Pressekonferenz am Samstag den offenbar reibungslosen Ablauf.
Südkoreaner zeigt noch keine Ebola Symptome
Nach Charité-Informationen zeigt die Person bislang keine Erkrankungserscheinungen und ist demzufolge nicht ansteckend. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, wollte das Universitätsklinikum nicht mitteilen. Man wahre auf Wunsch des Betroffenen und der südkoreanischen Regierung strenge Anonymität, sagte Charité-Sprecher Uwe Dolderer.
Nach Auskunft des behandelnden Arztes Dr. Frank Bergmann kann die Inkubationszeit – also die Zeitspanne zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung – bis zu drei Wochen betragen, so lange bleibe der Patient auf jeden Fall auf der Sonderisolierstation der Charité. „Heute am fünften Tag nach der Nadelstichverletzung zeigt die Person keinerlei Symptome wie etwa Fieber“, sagte Bergmann. "Die Werte sind beruhigend." Auf die Ergebnisse einer Blutprobe werde noch gewartet. Sollte der Patient erkranken, werde man experimentelle Virenmittel auf Basis von Antikörpern einsetzen. „Wir sind auf alles vorbereitet“, so der Oberarzt für hochinfektiöse Erkrankungen an der Medizinischen Klinik der Charité. Bislang gebe es allerdings keine Daten, ob die experimentellen Ebola-Mittel tatsächlich beim Menschen wirksam seien. Dem Infektionsmediziner zufolge hat der Patient aber große Chancen, gar nicht an Ebola zu erkranken. Vier jüngtse Fälle von Nadelstichverletzungen hätten nicht zu einer Infektion geführt.
Sonderisolierstation wurde zur Intensivstation umgerüstet
Für die Charité kommt der Fall nicht überraschend. Das Universitätsklinikum bereitet sich seit Monaten auf den Ernstfall vor. Nach Angaben des Ärztlichen Direktors Prof. Ulrich Frei wurden rund 160 Charité-Mitarbeiter für den Umgang mit Ebola trainiert, darunter auch viele freiwillige Ärzte und Pfleger anderer Stationen. „Die Arbeit auf dieser Station hat einen hohen personellen Aufwand, weil man in den Schutzanzügen nur drei Stunden arbeiten kann“, sagte er. „Aber dieses Personal steht zur Verfügung.“ Je zwei Ärzte und Pfleger sind pro Schicht im Einsatz. Erst wenn der Patient Krankheitszeichen zeigt, müssen sie Schutzanzüge tragen. Dann wird auch die Zahl der Schichten deutlich erhöht.
Auch technische Maßnahmen hat die Charité nach eigenen Angaben im Vorfeld ergriffen und die Sonderisolierstation etwa mit Beatmungsgeräten, Dialyse- und Herz-Kreislaufunterstützungs-System ausgestattet. „Aufgrund der Erfahrungen mit Ebola-Patienten in Hamburg, Frankfurt und Leipzig wissen wir, dass Ebola-Erkrankte hoch intensivpflichtige Patienten sind und haben deshalb die Sonderisolierstation in eine Intensivstation umgerüstet“, erklärte Frei. Zehn Betten seien für Schwerkranke reserviert, weitere zehn Betten stünden für die Rekonvaleszenzphase bereit.
Wer am Ende die Kosten für die Behandlung des Südkoreaners trägt, ist dem Ärztlichen Direktor zufolge noch nicht restlos geklärt, wenn auch dem Auswärtigen Amt eine Kostendeckung zugesichert worden sei. Je nach Verlauf des Falls können sich die Behandlungskosten auf über eine Million Euro belaufen, wie die Ebola-Fälle in Hamburg und Leipzig zeigen. Die Kostenfrage sei aber im Moment zweitrangig, betonte Frei. „Der Grundsatz ist, jetzt erst einmal zu helfen.“
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