Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Digitaler Zwilling soll MS-Therapie personalisieren

Donnerstag, 20. Mai 2021 – Autor:
In der Medizin wird der ‚Digitale Zwilling‘ als virtuelles Abbild von erkrankten Menschen bezeichnet. Das Multiple Sklerose Zentrum am Universitätsklinikum Dresden will nun so ein Spiegelbild für MS-Patienten erschaffen. Grundlage sind erhobene Daten und Künstliche Intelligenz.
MS-Zentrum des Dresdner Uniklinikums will ‚Digitalen Zwilling‘ aus Daten erschaffen

MS-Zentrum des Dresdner Uniklinikums will ‚Digitalen Zwilling‘ aus Daten erschaffen – Foto: © Adobe Stock/ WrightStudio

Das Multiple Sklerose Zentrum (MSZ) am Universitätsklinikum Dresden sammelt nach eigenen Angaben seit 20 Jahren Patientendaten und wertet sie aus. Praktisch alles läuft hier digital – vom Patientendokumentationssystem bis hin zu zahlreichen digitalen Anwendungen im Versorgungsalltag, die erprobt oder schon routinemäßig eingesetzt werden. Nun kündigt das Zentrum eine weitere Stufe an: Die Schaffung eines digitalen Zwillings. Ein „MS-Management 2.0“ sozusagen. 

Künstliche Intelligenz errechnet Therapieerfolg

In der Medizin wird der ‚Digitale Zwilling‘ als virtueller Spiegel beziehungsweise als digitales Abbild von erkrankten Menschen bezeichnet. Das Konzept ermöglicht es den Behandlern künftig, persönliche Krankengeschichten und den individuellen Gesundheitszustand zu simulieren. Zum Einsatz kommt – neben medizinischem Wissen und datengesteuerten Berechnungsverfahren – unter anderem Künstliche Intelligenz.

Damit können Ärzte zum Beispiel Krankheitsverläufe vorhersagen, Therapien ausloten und Behandlungserfolge messen. Kurzum: Der digitale MS-Zwilling soll ein besseres Krankheitsmanagement ermöglichen. „Es lässt sich beispielsweise die individuelle Medikamentenverträglichkeit für die Behandelten vorab und ohne Risiko testen, wodurch diese Therapien schneller und gezielter einsetzbar werden“, sagt Prof. Tjalf Ziemssen, Gründer und Leiter des MS-Zentrums. Auch bei der Wahl zwischen mehreren Therapien soll der digitale Zwilling eine Entscheidungshilfe sein. „Wenn es die Wahl zwischen mehreren Therapien gibt, können die Behandelten sehen, was die jeweilige Therapie künftig für sie bedeutet.“

Individualisiertes Krankheitsmanagement möglich

„In unserer Vision des ‚Digitalen MS-Zwillings‘ wird es den Behandelnden möglich sein, sich zahlreiche Behandlungsdaten sowohl retrospektiv als auch prospektiv – etwa durch Simulationen anhand datengesteuerter Berechnungsverfahren – verständlich und übersichtlich angeordnet auf einem Dashboard anzusehen“, erklärt Prof. Ziemssen. Für die an Multipler Sklerose Erkrankten habe das Konzept des ‚Digitalen MS-Zwillings‘ und des daran geknüpften Dashboards eine große Bedeutung, "weil sie ein individualisiertes, innovatives Krankheitsmanagement ermöglichen." Auf diese Weise lasse sich die Komplexität dieser chronischen, multidimensionalen Erkrankung besser bewältigen, so der MS-Spezialist.

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Multiple Sklerose

Weitere Nachrichten zum Thema Multiple Sklerose

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten


Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin