Dickes Bein und enge Gefäße
Jährlich sterben allein in Deutschland 100.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie. In Europa sind es über 500.000 Menschen – das sind mehr als durch Verkehrsunfälle, AIDS, Brust- und Prostatakrebs zusammen.
Die Gefäßverkalkung, die Atherosklerose, ist eine der Hauptursachen von Erkrankungen der Arterien. Fast alle Arterienerkrankungen führen zu einer Verengung des Gefäßes. In den meisten Fällen betroffen: die Arterien des Beckens und der Beine. Mediziner nennen es PAVK, periphere arterielle Verschlusskrankheit. Das Wort mag vielleicht harmlos klingen, die Folgen sind es aber nicht. Weil das Blut nicht mehr richtig fließen kann, werden auch die Beine nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt. Zu Beginn verspüren die Betroffenen nur wenig Beschwerden. Später bereitet aber schon ein Spaziergang von zweihundert Metern große Mühen. Immer wieder müssen die Erkrankten stehen bleiben, weil die Schmerzen zu heftig sind. Bereits in diesem Stadium haben die Patienten eine deutlich reduzierte Lebenserwartung. Trotzdem gibt es Hoffnung. Denn eine Arteriosklerose ist zwar nicht mehr heilbar, kann aber verlangsamt oder sogar gestoppt werden.
Luftnot und Schmerzen bei der Atmung
Viel schneller und dramatischer als bei einer Gefäßverkalkung wirken sich dagegen die Folgen einer Thrombose aus. Wenn ein Blutgerinnsel ein Gefäß wie zum Beispiel eine Vene verstopft, droht Lebensgefahr. Solche Gefäßverschlüsse sind vor allem in den tiefen Bein- und Beckenvenen sehr gefährlich. Löst sich nämlich ein Teil des Klumpens ab, wandert er mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge. Dort blockiert er die Lungenarterien und damit auch die Atmung. Bei Beinbeschwerden sind Schmerzen beim Einatmen oder Luftnot ein ziemlich sicheres Anzeichen für eine Lungenembolie.
Überhaupt nicht harmlos: die Venenthrombose
Zu Unrecht unterschätzt wird die oberflächliche Venenthrombose, auch Thrombophlebitis genannt. Die geröteten, verhärteten Stellen am Ober- aber auch am Unterschenkel schmerzen, wenn man auf sie drückt. Die Gefäßwand der Venen ist angeschwollen, der Blutfluss stockt. Dehnt sich die Thrombose in tiefer gelegene Venen aus, droht eine tiefe Venenthrombose oder eine Lungenembolie. Vor allem Menschen mit Krampfadern sollten gerötete Stränge am Bein vom Arzt untersuchen lassen. Denn jeder vierte Patient hat bereits eine tiefe Venenthrombose entwickelt. Gerinnungshemmende Medikamente verhindern, dass weitere Thrombosen entstehen können. Die Therapie dauert etwa sechs Wochen lang, dann erst ist die Entzündung verschwunden. Zusätzlich muss man Kompressionsverbände anlegen bzw. –strümpfe anziehen.
Sechs Risiken
Was kann man nun tun, um Thrombosen und Lungenembolien zu verhindern? Die Mediziner haben sechs Risikofaktoren ausfindig gemacht, die gefährdete Menschen in den Griff kriegen sollten: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen, zu hohe Blutfette, Übergewicht und Bewegungsmangel. Wer einen hohen Blutdruck hat, muss den Blutdruck regelmäßig überprüfen. Kritisch wird es bei einem oberen Wert (Systole) über 140 mmHg und einem unteren Wert über 90 mmHg (Diastole). Diabetiker brauchen eine gute Einstellung ihres Blutzuckerspiegels. Denn zu hohe Blutzuckerwerte schaden den Gefäßen. Raucher sind besonders gefährdet – etwa 43 Prozent der PAVK-Kranken sind Raucher oder waren es. Jeder Zug an der Zigarette verwandelt eine Milliarde Sauerstoffmoleküle im Blut in sogenannte freie Radikale. Sie greifen die Gefäßwände an und fördern so eine Atherosklerose. Ähnlich ungünstig wirken sich zu hohe Blutfette aus. Es empfiehlt sich, alle zwei Jahre seine Cholesterinwerte kontrollieren zu lassen. Normal sind Gesamtcholesterinwerte unter 200 mg/dl, das „gute“ HDL-Cholesterin ist bei Frauen bei 45 mg/dl oder darüber, bei Männern 40 mg/dl oder darüber. Die Triglyceride sollten unter 200 mg/dl sein.
Sich bewegen bringt Segen
Auch wer zu viel Gewicht auf die Waage bringt, tut seinen Gefäßwänden nichts Gutes. Denn es verstärkt die anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Cholesterinerhöhung und Diabetes. Zu wenig Bewegung beeinflusst ebenfalls indirekt die Gefäßgesundheit, weil der ganze Stoffwechsel nur noch schleppend arbeitet. Die Muskeln schrumpfen, die Fettpolster wachsen. Bewegungsarme Menschen haben ein doppelt so hohes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden wie Menschen, die sich regelmäßig körperlich anstrengen.
Foto: Christoph Burgstedt