Diabetes muss Lebenserwartung nicht beeinträchtigen
Nicht immer muss eine Diabetes-Erkrankung die Lebenserwartung reduzieren. Wie eine aktuelle Studie nun bestätigt hat, hängt die Lebenserwartung bei Betroffenen im Wesentlichen von drei Faktoren ab: dem Alter, dem HbA1-Wert (der die Höhe des Blutzuckers anzeigt) sowie der Nierenfunktion. Denn wenn der Diabetes erst im fortgeschrittenen Alter auftritt, die Nieren gut funktionieren und sich der Blutzucker gut kontrollieren lässt, dürfen sich Typ-2-Diabetiker auf ein ähnlich langes Leben freuen wie Menschen mit normalen Blutzuckerwerten. Anders sieht es hingegen bei jüngeren Patienten aus. Sind ihre Blutzuckerwerte zusätzlich noch anhaltend hoch und weisen sie Anzeichen einer Nierenschwäche auf, ist ihr Sterberisiko deutlich erhöht.
Blutzuckerkontrolle und Nierenfunktion entscheidend
Hauptgründe für die oft erhöhte Mortalitätsrate von Diabetikern sind, wie man weiß, kardiovaskuläre Ereignisse. Doch eine gute Blutzuckereinstellung kann das verhindern. Wie wichtig das tatsächlich ist, hat nun ein Forscherteam um Dr. Mauro Tancredi von der Universität in Göteborg zeigen können. Sie werteten dazu die Daten von rund 435.000 Typ-2-Diabetikern aus, die sich zwischen Anfang 1998 und Ende 2011 in das schwedische Diabetesregister eingetragen hatten.
Insgesamt lag das Sterberisiko der Diabetiker bei 17,7 Prozent, bei denen mit normalen Blutzuckerwerten hingegen nur bei 14,5 Prozent. Unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht war die Gesamtsterberate bei Diabetikern um 27 Prozent erhöht, die kardiovaskuläre Sterberate um 33 Prozent. Es zeigte sich, dass besonders bei Diabetikern unter 55 Jahren die Rate für tödliche kardiovaskuläre Ereignisse drastisch erhöht war. Mit zunehmendem Alter näherte sich die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern immer mehr an, und bei den über 75-Jährigen gab es kaum noch Unterschiede. Die Sterberate aufgrund von Krebserkrankungen war bei Diabetikern zwar auch etwas erhöht, doch der Unterschied zu den Nicht-Diabetikern war nicht signifikant.
Als entscheidend neben dem Alter erwiesen sich zudem die Einstellung des Blutzuckers sowie die Nierenfunktion. Patienten unter 55 Jahren mit HbA1-Werten über 9,7 zeigten eine mehr als vierfach erhöhte Sterberate, bei den über 75-Jährigen war sie bei ähnlich schlechter Kontrolle nur noch um etwa die Hälfte erhöht. Noch höher war die Mortalität bei einer Dialysepflicht: Bei den unter 55-Jährigen war sie um mehr als das 14-Fache erhöht, bei den über 75-Jährigen noch um das Zweieinhalbfache.
Bei Altersdiabetes bleibt die Lebenserwartung oft normal
Interessanterweise konnten die schwedischen Forscher bei Patienten im hohen Lebensalter, deren Werte gut eingestellt waren und die über gesunde Nieren verfügten, sogar eine erniedrigte Sterberate feststellen. Das kardiovaskuläre Sterberisiko war sogar um fast 30 Prozent niedriger als in der Kontrollgruppe ohne Diabetes. Die Forscher vermuten als Grund die gute Versorgung der Diabetespatienten mit Herzkreislaufmedikamenten. So bekamen Diabetiker rund achtfach häufiger Statine als Nicht-Diabetiker, und auch die Blutdruckwerte werden offenbar besser kontrolliert.
Offensichtlich können also gut eingestellte Diabetiker im hohen Lebensalter davon ausgehen, dass ihre Lebenserwartung mindestens normal ist. Gleichzeitig betonen die Studienautoren, dass es gerade bei jungen Diabetikern wichtig ist, auf eine gute Blutzuckerkontrolle und einen Schutz der Nieren zu achten. Medikamente scheinen hier nicht auszureichen. Nur durch zusätzliche Maßnahmen wie konsequente Bewegung, Gewichtsreduktion und Rauchstopp ließen sich die lebensverkürzenden Folgeerkrankungen eines Typ-2-Diabetes in jüngeren Jahren verhindern.
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