Deutschland hat zu wenig Impfstoff – wieder mal
Es war eine der ersten Amtshandlungen des neuen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach: Eine Inventur der Impfstoffbestände. Das Ergebnis liegt nun vor. Deutschland hat zu wenig Impfstoff, um seine Impfversprechen einzulösen. Insbesondere die Nachfrage nach einem Booster ist derzeit so groß, dass es bis März Engpässe geben könnte. Außerdem wird ab März die Impfpflicht für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen eingeführt und die neue Omikron-Variante steht vor der Tür. Dafür gibt es offenbar nicht genügend Reserven.
Lauterbach vom Impfstoffmangel überrascht
„Wir haben zu wenig Impfstoff. Das hat viele überrascht - mich auch", sagte Lauterbach am Dienstag in den Tagesthemen. „Für schnelle Booster-Impfungen und mögliche Omikron-Impfungen benötigen wir schnell mehr Impfstoff“, fügte er hinzu.
Der Bund will nun 92 Millionen Dosen nachbestellen, davon 80 Millionen Impfstoffdosen von Biontech/Pfizer. Der Haushaltsausschuss hat dafür 2,2 nun Milliarden Euro bewilligt.
Ärztevertreter reagierte verärgert auf den Impfstoffmangel. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, spricht von einem "fatalen Signal". „Wir haben in Deutschland gerade Rekord-Tempo beim Impfen in den Praxen erreicht, da kommt diese Nachricht", sagte er der "Bild"-Zeitung. Es sei niemandem zu erklären, dass im Land der Impfstoffentwicklung zu wenig Impfstoff gekauft wurde.
Es sollen 20 Millionen Dosen fehlen
Am Donnerstag konkretisierte Lauterbach auf einer Pressekonferenz, dass 20 Millionen Impfstoffdosen für die Boosterkampagne fehlen. Er habe damit nicht seinen Vorgänger Jens Spahn kritisieren wollen, betonte er. Das schnelle Boostern bis Ende Januar sei seine Strategie gewesen. Mit dem bestehenden Vorrat käme die Kampagne nicht schnell genug voran. Ganz leer sind die Vorratslager also nicht, wie zunächst der Eindruck entstand.
Lauterbach kündigte außerdem an, dass von Biontech 80 Millionen an Omikron angepasste Dosen kämen, „ein Teil davon hoffentlich noch im ersten Quartal. Dieser Kauf ist für uns von höchster Bedeutung.“