Das Stemo fährt weiter - bald auch in Kalifornien?
Bereits seit 2011 sind zwei Stemos in der Hauptstadt unterwegs. Sie sind besetzt mit einem Notfallsanitäter, einem notfallmedizinisch geschulten Neurologen und einer Radiologie-Assistentin. Rund 3000 mal sind die Spezialfahrzeuge mit Computertomograph, Bleiwänden und der Möglichkeit zur Thrombolyse zum Einsatz ausgerückt. Dabei haben sie bewiesen, dass Schlaganfallpatienten mit dem Stemo deutlich schneller eine Lyse erhalten, ohne dass das Risiko von Komplikationen, wie etwa Hirnblutungen steigt.
Stemo erreicht nicht nur frühere Lyse
Außerdem brachte das Stemo 100 Prozent seiner Patienten in Krankenhäuser mit zertifizierten Stroke Units, die nachgewiesen haben, dass sie für die Schlaganfallversorgung hochqualifiziert sind. Andere Rettungsfahrzeuge bringen nach Angaben der Stemo-Forscher an der Berliner Uniklinik Charité immerhin zehn Prozent der Schlaganfallpatienten in andere Kliniken. Sie haben mit dem Stemo – einer orginär Berliner Erfindung – bei internationalen Kongressen und mit Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften bereits internationales Aufsehen erregt.
Nach Angaben von Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) meldeten bei Kongressen viele Investoren, unter anderem aus Kalifornien, Interesse an. Die Industrie erwägt Czaja zufolge, das Stemo serienreif zu produzieren.
Doch Ende Mai ist die Förderung für das Stemo im Rahmen eines Modellvorhabens ausgelaufen. Erst am Freitag gaben Berlins Innensenator Frank Henkel und Gesundheitssenator Mario Czaja (beide CDU) bekannt, wie es nun weitergeht. „Die Krankenkassen haben sich nicht bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen, weil sie die Forschung noch nicht für ausgereift halten“, sagte Czaja.
Stemo ermöglicht neue Studie zur Schlaganfall-Versorgung
Diesem Argument haben sich die Befürworter und die Stemo-Forscher gebeugt. Auch kritische Wissenschaftler merkten an, dass nicht untersucht ist, ob eine Lyse das Funktionsniveau des Patienten besser erhält, wenn sie innerhalb der ersten Stunde, statt nach rund 90 Minuten vorgenommen wird. Solche Studien konnten bislang nicht gemacht werden, weil eine derart frühe Lyse viel zu selten stattfand.
Die Charité-Forscher wollen diesen Nachweis nun erbringen. Dafür stehen bis Jahresende 100.000 Euro aus Mitteln des Zentrums für Schlaganfallforschung an der Charité zur Verfügung. Die Feuerwehr rechnet bis dahin den Einsatz der Stemos wie den eines normalen Notfalleinsatzfahrzeuges (NEF) ab. Sie übernimmt zugleich die Fahrzeugwartung. Die Geräte wartet die Stemo-Herstellerfirma Meytec so lange kostenlos.
Am Ende will der Leiter des Stemo-Forschungsteams Professor Heinrich Audebert von der Charité die Behandlungsergebnisse von rund 500 frühen Lyse-Patienten aus dem Stemo mit denen von etwa eben so vielen Charité-Patienten mit späterer Lyse vergleichen. Auch die Ergebnisse drei Monate nach dem Eingriff sollen betrachtet werden. Audebert zeigte sich überzeugt, dass dieses Forschungsvorhaben erstmalig an einer ausreichend großen Patientengruppe die goldene Regel der Schlaganfallbehandlung „Time is Brain“ (Zeit ist Hirn) bestätigen wird.
Foto: Angela Mißlbeck