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Darmkrebs-OP: Kliniken mit hohen Fallzahlen liefern bessere Qualität

Freitag, 17. Januar 2020 – Autor:
Der Erfolg einer Darmkrebs-Operation hängt entscheidend von der Erfahrung der Ärzte ab, also der Höhe der Fallzahlen. Das zeigt eine neue Studie des Universitätsklinikums Würzburg. Ein Faktor scheint dabei besonders auffällig zu sein.
In kleinen Krankenhäusern sterben doppelt so viele Patienten nach einer Darmkrebs-Operation wie in Häusern mit hohen Fallzahlen

In kleinen Krankenhäusern sterben doppelt so viele Patienten nach einer Darmkrebs-Operation wie in Häusern mit hohen Fallzahlen

Wo wird Darmkrebs am besten operiert? Und wie sind danach meine Überlebenschancen? Vor dieser Frage stehen jedes Jahr zehntausende Menschen, die an einem sogenannten kolorektalen Karzinom erkranken.

Dass man hier besser nicht dem Bauch vertraut, sondern nüchternen Zahlen, belegt nun eine Studie des Universitätsklinikums Würzburg. Danach gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Qualität und Höhe der Fallzahlen.

Sterblichkeit in kleinen Häusern doppelt so hoch

Die Studie zeigt, dass in Krankenhäusern, die sehr wenige Darmkrebs-Operationen durchführen (durchschnittlich 6 pro Jahr), die Sterberate nach dem Eingriff doppelt so hoch ist wie in Krankenhäuser mit großen Fallzahlen (im Schnitt 50 pro Jahr). In die Studie wurden alle Fälle von kolorektalen Karzinomen einbezogen, die von 2012 bis 2015 in Kliniken in Deutschland operiert wurden. Das waren insgesamt 64.349 Patienten. Quer über alle Krankenhäuser hinweg starben davon 3,9 Prozent. In kleinen Häusern lag die Sterberate bei 5,3 Prozent, in großen Kliniken dagegen nur bei 2,6 Prozent.

„Dass die Sterblichkeit in kleineren Kliniken doppelt so hoch ist, hatten wir nicht erwartet“, sagt Studienleiter PD Dr. Armin Wiegering. Das Studienteam hat auch analysiert, woran dieser Unterschied liegt. Die Komplikationsrate ist es nicht, denn Komplikationen nach einem solchen Eingriff treten in allen Krankenhäusern auf. „Für das Langzeitüberleben nach der Operation sind zwei Aspekte wichtig: Erstens eine onkologisch korrekte Operation und zweitens die richtige Behandlung, falls nach der Operation Komplikationen auftreten“, sagt Studienleiter Wiegering.

Postoperative Komplikationen sind der Knackpunkt

Das Problem ist, dass kleinere Krankenhäuser postoperative Komplikationen schlechter handhaben können – folglich sterben mehr Patienten daran. „In großen Krankenhäusern dagegen ist eine ausreichende Infrastruktur vorhanden, um die Patienten bei postoperativen Komplikationen zu retten“, so der Mediziner.

Die Deutsche Krebsgesellschaft fordert bei Dickdarmkrebs eine Mindestfallzahl von 50 pro Jahr. Aktuell werden in Deutschland aber mehr als die Hälfte der Patienten in Krankenhäusern operiert, die diese Anforderung nicht erfüllen.

„Wir konnten damit erstmals für Deutschland nachweisen, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Anzahl an jährlich operierten Patienten und dem Operationserfolg gibt“, sagt Wiegering. „Es ist darum elementar, die Patienten in Krankenhäusern zu operieren, deren medizinisches Personal über ausreichend Erfahrung verfügt.“

Studie: Nationwide in-hospital mortality rate following rectum resection for rectal cancer according to annual hospital volume in Germany, BJS Open, 10. Januar 2020, doi.org/10.1002/bjs5.50254

Foto: pixabay

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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