Corona-Pandemie: Studie untersucht Immunität der deutschen Bevölkerung

Das Projekt "Immunebridge"ermittelt die Zahl der grundimmunisierten Personen in Deutschland. Der Virologe Hendrik Streeck ist an dem Forschungsprojekt beteiligt – Foto: © Adobe Stock/ Peterschreiber.media
In Deutschland steigen die Infektionszahlen, und viele Experten rechnen mit einem angespannten Herbst und Winter. Allerdings haben sich die Covid-19-Infektionen längst von den Krankenhauseinweisungen und Sterberaten abgekoppelt. Das liegt zum einen daran, dass Omikron harmloser ist als vorherigen Virusvarianten, und zum anderen an der zunehmenden Immunität in der geimpften und genesenen Bevölkerung. Während sich die weitere Evolution des Virus schwer vorhersagen lässt, kann die Immunitätslage durchaus bestimmt werden. Dies ist bislang aber nicht in ausreichendem Maße passiert.
Immunebridge startet mit knapp 30.000 Teilnehmern
Um endlich belastbare Daten zu bekommen, startet jetzt das Projekt „Immunantworten gegen SARS-CoV-2 bei Risikogruppen in der Allgemeinbevölkerung: Immunebridge“. Es wird im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin („NUM“) durchgeführt und vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn und der Universitätsmedizin Göttingen koordiniert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben.
Keiner kennt die genaue Zahl der Geimpften und Genesenen
„Zwar sind nach offiziellen Zahlen 33 Millionen Menschen in Deutschland von COVID-19 genesen, jedoch gibt es ein erhebliches Maß an Untererfassung, die je nach Phase der Pandemie, auf das 1,5 bis 4-fache der erfassten Fälle geschätzt wird“, sagt Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum Bonn. Auch die Impfquote in Deutschland ist vermutlich untererfasst, da einige Berichte und Befragungen auf eine deutlich höhere Impfquote hindeuten. „Für die Bewertung der pandemischen Gefahrenlage im nächsten Winter ist daher eine Abschätzung der Zahl der grundimmunisierten Personen nach Impfung bzw. Infektion von großer Bedeutung“, sagt Streeck.
Antikörper werden durch Blutproben bestimmt
Das Projekt ‘Immunebridge” werde diese Wissenslücke nun kurzfristig schließen, kündigte der Virologe an. Vorgesehen ist es, rund 29.500 Personen auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu untersuchen. Dabei wollen die Forscher auch analysieren, ob die Antikörper durch eine Infektion oder die Impfung erworben worden wurden.
Das Forschungsvorhaben teilt sich in zwei Abschnitte. Der Populations-basierte Ansatz generiert Daten durch die zufällige Auswahl von 16.500 erwachsenen Personen, die in Selbstverantwortung Blutproben aus der Fingerspitze nehmen und diese zur Analyse an ein Labor schicken. Ein weiterer Aspekt ist es unter der Leitung des Helmholtz Instituts Braunschweig, bestehende Populationsstudien zu bündeln und eine synchronisierte Neuerhebung durchzuführen. Dadurch können die Forscher auch Vergleiche mit vorherigen Studiendaten durchführen und so einen Verlauf von Immunitäten und Verbreitung des Virus in diesen Gruppen ermitteln.
Erste Ergebnisse noch vor dem Herbst
Auf diese Weise lasse sich die Verbreitung von Antikörpern gegen das SARS-CoV-2 Virus in Deutschland abbilden, erläutert Streeck. „Da dies ein wichtiger Beitrag zur Vorbereitung auf den kommenden Herbst und Winter ist, wollen wir in den Sommermonaten bereits die ersten Daten vorlegen.“