Wenn von der biologischen Uhr die Rede ist, sind genetisch festgelegte Uhrzeiten gemeint, die unsere physiologischen Vorgänge steuern. Zudem hängen viele körperliche Vorgänge von zeitlichen Zusammenhängen wie den Hell-Dunkel-Rhythmen, den Jahreszeiten, eigenen Aktivitäten und Ernährungsgewohnheiten zusammen. Diese Erkenntnisse können wichtig sein, um beispielsweise den Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme bei bestimmten Erkrankungen zu optimieren. Und das wird immer bedeutsamer, insbesondere weil unsere Lebensweise immer häufiger unserer inneren biologischen Uhr zuwiderläuft. Ein Forscherteam der University of Texas (USA), der Ferrara-Universität (Italien), der Vigo-Universität (Spanien) und der University of Minnesota (USA) haben nun im Fachmagazin Sleep Medicine Reviews die bisherigen Erkenntnisse zu tageszeitlichen Rhythmen des menschlichen Körpers und verschiedener Erkrankungen aufgeführt.
Blutdruck und Herzprobleme unterliegen tageszeitlichen Schwankungen
Schon lange ist bekannt, dass der Blutdruckt tageszeitlichen Schwankungen unterliegt. So steigen sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck morgens stark an und erreichen ihren Höhepunkt während der Tagesaktivitäten. Auch das Risiko für einen Herzinfarkt ist am Morgen höher als am Abend, und auch Schlaganfälle treten morgens gehäuft auf. Allerdings kommt es auch am Nachmittag und am frühen Abend relativ häufig zu Schlaganfällen, während das Risiko während des Schlafs relativ gering ist.
Magenprobleme treten nach Angaben der Autoren besonders häufig morgens auf. Vor allem säurebedingte Magenschmerzen und ösophagealer Reflux reißen viele Betroffene sogar aus dem Schlaf. Magengeschwüre melden sich besonders häufig in der Nacht. Die Perforation eines Magengeschwürs findet allerdings am häufigsten zwischen 16 und 17 Uhr statt.
Medikamente der Chronobiologie anpassen
Entzündliche Erkrankungen, die vom körpereigenen Cortisol-Spiegel abhängig sind, unterliegen ebenfalls tageszeitlichen Schwankungen. Allergien, Neurodermitis oder Schuppenflechte verschlimmern sich, wenn der Cortisolgehalt im Blut besonders niedrig ist beziehungsweise in den Stunden danach. Die Patienten werden daher besonders nachts von den Symptomen geplagt, und durch den schlechten Schlaf sind die Betroffenen tagsüber häufig müde und unkonzentriert.
Auch andere Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Asthma oder Nierenerkrankungen unterliegen tageszeitlichen Schwankungen. Menschen mit Depressionen neigen üblicherweise zu einem ausgeprägten Morgentief; der erhöhte Stresspegel in den frühen Morgenstunden führt dann auch zum typischen Früh-Erwachen. Die Kenntnisse um die chronobiologischen Zusammenhänge sind wichtig, um Erkrankungen besser zu verstehen und Medikamente gegebenenfalls gezielter einsetzen zu können.
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