Bluttest auf Trisomie 21: Pränataltest hat hohe Fehlerquote

Die nicht-invasive Pränataldiagnostik wirft viele ethische Fragen auf. Über die hohen Fehlerquoten wird kaum geredet
Aktuell wird diskutiert, ob der nicht-invasive Pränataltest Kassenleistung werden soll. Hersteller werben mit einer hohen Zuverlässigkeit von über 99 Prozent. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Wird der Pränataltest nämlich bei allen Schwangeren - also unabhängig von einer Risikoschwangerschaft - angewandt, ist jedes sechste positive Ergebnis falsch. Es wird also eine Trisomie 21 angezeigt, obwohl das Kind gesund ist. Über die hohe Fehlerquote des Tests von 17,4 Prozent hatte das ARD-Magazins "FAKT" am Dienstag berichtet. Die Redakteure stützen sich dabei auf den Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWIG), das die nicht-invasive Pränataldiagnostik bewertet hatte.
Bluttest künftig als Kassenleistung?
Der IQWIG-Bericht liegt dem Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) vor, der über die Frage der Kassenleistung entscheiden wird. In die Entscheidung fließen außerdem Stellungnahmen von wissenschaftliche Fachgesellschaften, der Bundesärztekammer, dem Deutschen Ethikrat, der Gendiagnostik-Kommission und weiteren Organisationen ein.
Die nicht-invasive Pränataldiagnostik ist in Deutschland heftig umstritten. Befürworter halten den Test für weniger gefährlich als die invasiven Testverfahren Amniozentese und Chorinzottenbiopsie, die mit Risiken für das ungeborene Kind verbunden sind.
Kritik am Pränataltest
Pränatalmediziner lehnen den Test dagegen strikt ab. "Wir Pränatalmediziner brauchen diesen Test nicht, denn wenn wir einen begründeten Verdacht haben, ist die logische Konsequenz, dass wir ganzheitlich gucken“, erklärte der Präsident des Bundesverbandes niedergelassener Pränatalmediziner, Prof. Alexander Scharf dem Magazin „Fakt“. Die nicht-invasive Pränataldiagnostik ist dann die völlig falsche Methode, die ist völlig unzureichend."
Die Hersteller des Bluttests werben für ihr Produkt mit einem "einfachen Bluttest statt riskantem Eingriff". Für Professor Scharf ist die Behauptung, der Test ersetze die risikoreichere Fruchtwasseruntersuchung, "hanebüchener Unfug".
Bei positivem Ergebnis sollte unbedingt eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Darauf wird auch in den Beipackzetteln der Tests hingewiesen. Kritiker befürchten jedoch überstürzte Schwangerschaftsabbrüche.
Trisomie: 9 von 10 Schwangeren lassen abtreiben
"Innerhalb der ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft könnte es sein, wenn Frauen also ein positives Ergebnis bekommen, dass sie dieses Ergebnis dann gar nicht mehr absichern lassen, sondern direkt zu einer Beratungsstelle gehen und das Kind dann abtreiben lassen - unter Umständen mit der Folge, dass sie sogar ein Kind ohne Trisomie 21 haben abtreiben lassen", so die Sprecherin für Behindertenpolitik von Bündnis 90/Die Grünen, Corinna Rüffer in der ARD-Sendung.
Fakt ist: Wird bei der Pränataldiagnostik eine Trisomie 8, 13 oder 21 festgestellt, entscheiden sich 9 von 10 Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch.
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