
Mit Radfahren lässt sich der Blutdruck senken – Foto: andreusK - Fotolia
Das berichtet die Deutsche Hochdruckliga (DHL) im Vorfeld ihres 40. Wissenschaftlichen Kongresses Anfang Dezember 2016 in Berlin. Fast jeder Dritte Erwachsene in Deutschland hat einen zu hohen Blutdruck. Die meisten sind Sportmuffel und vermeiden körperliche Aktivitäten. Dabei ist Bewegungsmangel eine bedeutende Ursache der arteriellen Hypertonie, erläutert Kongress-Präsident Prof. Reinhard Ketelhut.
„Wer sportlich aktiv ist, kann der Entwicklung einer Hochdruckerkrankung entgegensteuern“, sagt der Kardiologe und Sportexperte vom Medical Center Berlin. Menschen mit einer familiären Belastung – etwa wenn die Eltern an Bluthochdruck leiden – sollten im Grundschulalter, besser noch im Kindergartenalter, mit der Prävention beginnen und diese lebenslang fortsetzen, heißt es weiter in einer Mitteilung der DHL.
Mit Sport lässt sich Bluthochdruck langfristig therapieren
Aber auch Menschen, die bereits einen erhöhten Blutdruck haben, nutzt Sport. „Sport kann eine gleich gute Wirkung erzielen wie Medikamente“, sagt Prof. Ketelhut. „Wer Sport treibt, sein Körpergewicht kontrolliert und auf eine gesunde Ernährung achtet, kann ein bis zwei blutdrucksenkende Wirkstoffe einsparen.“
Die Wirkung von Sport setze allerdings nicht sofort ein. Beharrlichkeit ist gefordert. Wer zwei bis drei Mal die Woche 30 bis 45 Minuten lang trainiert, konnte einer Studie zufolge nach drei Jahren den oberen und unteren Blutdruckwert in Ruhe um 9/9 mmHg senken. Nach zehn Jahren wurde der Blutdruck trotz einer geringen Gewichtszunahme um 20/11 mmHg gesenkt. Auch unter Anstrengung steigt der Blutdruck bei Trainierten weniger stark an.
Bewegung mit moderater Intensität reicht aus
Dabei müssen die Hochdruckpatienten keine Höchstleistungen vollbringen. „Es reicht oftmals schon aus, sich mit moderater Intensität regelmäßig zu bewegen“, sagt Prof. Burkhard Weisser, ebenfalls Kongresspräsident. Am günstigsten sind Ausdauersportarten wie Jogging, Radfahren, Walking, Schwimmen oder Skilanglauf. Aber auch ein Krafttraining im Fitnesscenter kann eine blutdrucksenkende Wirkung erzielen, die allerdings nach Erfahrung von Professor Ketelhut etwas geringer ausfällt.
Menschen mit wenig Zeit raten beide Experten zum hochintensiven Intervalltraining (HIIT), bei dem die Sportler mit kurzen Wiederholungen für ein bis vier Minuten an ihre Leistungsgrenze gehen. Pressatmung sollte vermieden werden, da sie zu Blutdruckspitzen führen kann.
Vor Trainingsbeginn Belastungs-EKG empfohlen
Alle Menschen mit Hypertonie sollten sich vor Beginn des Trainings jedoch ärztlich untersuchen lassen. Prof. Ketelhut rät zu einem Belastungs-EKG, bei dem der Arzt feststellen kann, ob die Belastung zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führt – was dann gegen Sport spricht.
„Zu Beginn des Trainings sollten die Patienten ihre Medikamente weiter einnehmen“, rät Professor Ketelhut. Wer auf Dauer mit höherer Intensität ohne Medikamentenschutz trainiere, riskiere die Entwicklung einer Herzmuskelschwäche. Der Arzt sollte auch entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist, das eine oder andere Medikament abzusetzen. Die meisten Menschen mit Hypertonie benötigen zwei oder drei Wirkstoffe.
Sport verbessert auch Blutfett- und Blutzucker-Werte
Der Wechsel auf Sport senkt laut Professor Ketelhut nicht nur den Blutdruck. Auch Blutfette, Blutzucker und Blutgerinnung werden günstig beeinflusst. Sport beugt einer Osteoporose vor, und die günstige Wirkung auf das Immunsystem könne langfristig sogar vor Krebs schützen.
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