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Blutdrucksenker können das Risiko für Lungenkrebs erhöhen

Dienstag, 30. Oktober 2018 – Autor:
Um Bluthochdruck zu behandeln werden häufig sogenannte ACE-Hemmer verschrieben. Doch diese Blutdrucksenker können das Risiko für Lungenkrebs erhöhen.
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ACE-Hemmern gehörden zu den gängigen Blutdrucksenkern - doch sie könnten das Risiko für Lungenkrebs erhöhen – Foto: ©nito - stock.adobe.com

Bluthochdruck ist ein verbreitetes Leiden. Um ihn zu behandeln werden oft sogenannte ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorantagonisten (Sartane) verschrieben. Doch diese Blutdrucksenker könnten das Risiko für Lungenkrebs erhöhen. Das ist das Ergebnis einer kanadischen Studie.

Ein Forscher-Team der McGill University in Montreal wertete für die Untersuchung eine große britische Patienten-Datenbank aus, die Krankheitsfälle und Behandlungen wie die Verschreibung bestimmter Arzneimittel registriert. Im Rahmen der Studie wurden nun 992.061 Menschen erfasst, die zwischen 1995 und 2015 erstmals mit einem Blutdrucksenker behandelt wurden. Sie wurden bis Dezember 2016 - im Schnitt über 6,4 Jahre - weiterbeobachtet.

ACE-Hemmer als Blutdrucksenker erhöhen Risiko für Lungenkrebs

In diesem Zeitraum kam es zu 7.952 Lungenkrebs-Diagnosen. Die Verwendung von ACE-Hemmern war dabei mit einem 14 Prozent höheren Risiko für Lungenkrebs assoziiert als die Einnahme von Angiotensin-Rezeptorantagonisten. ACE-Hemmer erhöhten das Risiko für Lungenkrebs also stärker als die Vergleichsmedikamente.

Das Risiko stieg mit der Einnahme-Dauer. Nach 5 Jahren war es um 22 Prozent erhöht, nach zehn Jahren bereits um 31 Prozent. Auch als mit Thiaziddiuretika ein weiteres Vergleichsarzneimittel herangezogen wurde, blieb das erhöhte Risiko von Lungenkrebs im Zusammenhang mit der langfristigen ACE-Einnahme bestehen. Die Forscher vermuten, dass das Medikament eine Anhäufung von Bradykinin in der Lunge verursacht, was zu Krebs führen kann. Bradykinin ist ein körpereigenes Hormon, das an Entzündungsprozessen beteiligt ist.

Sozioökonomische Faktoren wurden nicht berücksichtigt

Die Aussagkraft der Studie bleibt indes in einigen Punkten beschränkt. So fehlten Angaben zum sozioökonomischen Status, der sich bei ACE- und Angiotensin-Rezeptorantagonist-Patienten unterscheiden könnte. ACE-Hemmer sind seit 1995 allgemein verfügbar. Die ersten generischen Angiotensin-Rezeptorblocker wurden erst 2010 auf den Markt gebracht. Dies könnte das ärztliche Verschreibungsmuster und das damit einhergehende Lungenkrebsrisiko hinweg beeinflusst haben.

Nicht berücksichtigt wurde auch, dass der Einsatz von ACE-Hemmern als Nebenwirkung oft mit einem chronischen Hustenreiz verbunden ist. Und da unterschiedliche ACE-Hemmer verschiedene pharmakologische Eigenschaften und Wirk-Effekte aufweisen, ist es weiterhin unklar, ob ein bestimmter ACE-Hemmer die beobachteten Assoziationen stärker antreibt.

Andere Blutdrucksenker mit krebserregenden Substanzen belastet

Derweil sind die Angiotensin-Rezeptorantagonisten aus andereren Gründen in Verrruf geraten. Im Sommer 2018 wurde bekannt, dass auch auf dem deutschen Markt erhältliche Sartane mit krebserregenden Substanzen verunreinigt waren. Diese entstanden bei der Herstellung des Wirkstoffs in chinesischen Pharmafirmen. Zahlreiche deutsche Unternehmen, die bei diesen Herstellern eingekauft hatten, riefen die entsprechenden Präparate zurück.

Foto: nito/fotolia.com

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