Beschwerden nach Genesung: Viele Covid-19-Patienten brauchen Reha

Nach überstandener Corona-Erkrankung kann Muskelkräftigung wichtig sein – Foto: ©Andrey Popov - stock.adobe.com
Ein großer Anteil von Patienten, die nach überstandener Covid-19-Erkrankung aus dem Krankenhaus entlassen werden, leiden unter eingeschränkten Körperfunktionen und können ihren Alltag nur bedingt gestalten.
Europäische und amerikanische Pneumologen haben deshalb neue Empfehlungen zu entsprechenden Reha-Maßnahmen veröffentlicht. Darüber berichtet die Fachzeitschrift PneumoNews (6/2020).
Beschwerden nach Genesung: Viele Covid-19-Patienten brauchen Reha
Demnach werden nach Entlassung in den ersten sechs bis acht Wochen regelmäßig körperliche Bewegung und körperliche Übungen auf niedrigem bis moderatem Niveau empfohlen. Innerhalb dieses Zeitraumes wird eine ärztliche Evaluation der körperlichen und psychischen Verfassung angeraten, erläuterte Prof. Ioannis Vogiatzis von der Northumbria University in Newcastle auf dem Online-Kongress der European Respiratory Society (ERS) 2020.
Beschwerden nach Genesung: Viele Covid-19-Patienten brauchen Reha. Das Rehabilitationsprogramm soll unter anderen Muskelkräftigung, ernährungsmedizinische Maßnahmen und psychologische Unterstützung beinhalten. Ähnliche Empfehlungen hat auch die British Thoracic Society (BTS) herausgegeben, schreibt PneumoNews weiter.
Bis zu 70 Prozent der Patienten leiden an Fatigue
Nach Vogiatzis Angaben sollte die Nachbetreuung und ambulante Rehabilitation bevorzugt unter telemedizinischer Anleitung erfolgen. Das ermöglicht räumliche Distanzierung und vermeidet unnötige Reisetätigkeit. Überwacht werden dabei Alltagsaktivitäten, Symptome, Ernährung, Appetit und körperliche Funktionen.
Hintergrund sind sich weiter verdichtende Hinweise darauf, dass die SARS-CoV-2-Infektion multiple Schäden an mehreren Organsystemen zur Folge haben kann. 60 bis 70 Prozent der aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten litten an Fatigue, 40 bis 70 Prozent an Kurzatmigkeit, berichtete Prof. Francesco Blasi von der Universität Mailand.
PTBS bei Covid-Intensivpatienten
Hinzu kommen Schmerzen, Stimmveränderungen und weiter bestehender Husten und viele weitere Symptome, die die Lebensqualität beeinträchtigten. Häufig sind zudem Depressionen, Angst- und posttraumatische Belastungsstörungen, besonders bei intensivmedizinisch behandelten Patienten.
Nach Blasis Erfahrungen mit über 1.000 Covid-19-Patienten der ersten Welle traten bei der Hälfte der Patienten fibrotische Veränderungen der Lunge auf. In Einzelfällen wurden sogar Lungentransplantationen vorgenommen. Mit Kortikosteroiden scheine man der Lungenfibrose aber mittlerweile gut entgegenwirken zu können. Eingesetzt werden zudem moderne antifibrotische Medikamente wie Pirfenidon und Nintedanib.
Oft ist auch das Herz geschädigt
Blasi machte weiterhin auf Daten aus Deutschland aufmerksam, wonach, unabhängig von vorbestehenden Herzerkrankungen, Covid-19-Verlauf und Schwere der Infektion oft mit einer Herzbeteiligung gerechnet werden müsse.
Der italienische Spezialist empfahl unter anderem EKG- und echokardiografische Kontrolluntersuchungen, gegebenenfalls die Schichtbildgebung. Zudem dürften die Beteiligung der Nieren, des Gerinnungssystems sowie neurologische und Störungen nicht vergessen werden.
Foto: Adobe Stock/Andre Popov