Berliner Rettungsdienst durch zu viele (Bagatell-) Einsätze überlastet

Die Berliner Feuerwehr wird allzu oft wegen Bagatellen gerufen – Foto: © Adobe Stock/ StadtLandMensch
Beim Berliner Rettungsdienst übersteigt die Nachfrage das Angebot: Nach rbb24 Recherchen sind die Einsatzzahlen bei der Feuerwehr zuletzt drastisch gestiegen. Deswegen hat der Rettungsdienst in diesem Jahr schon 149 Mal den Ausnahmezustand ausgerufen - mehr als doppelt so häufig wie im vergangenen Jahr, berichtet der Sender.
Der Vorsitzende der Landesgruppe Berlin-Brandenburg bei der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft, Micha Quäker, sprach im Inforadio vom rbb am Mittwoch von einer Überlastung durch zu viele Einsätze. Dafür gebe es eine Vielzahl von Gründen, sagte er.
Gewerkschafter sieht schlechtere hausärztliche Versorgung
Zum einen sei die hausärztliche Versorgung schlechter geworden. „Gerade wenn ein Patient zu einem Facharzt muss, wird das mittlerweile alles auf die Krankenhäuser abgewälzt“, sagte Quäker. Auch der kassenärztliche Versorgungsdienst sei nicht mehr so schlagkräftig wie früher. „Da kommt es teilweise vor, dass ein Patient bis zu sechs Stunden warten muss. Wenn man sich schlecht fühlt, hat man nicht diese Zeit und da wird dann schnell auf die Feuerwehr ausgewichen.“ Und dann gebe es Bürger, die denken, „wenn ich mit der Feuerwehr ins Krankenhaus komme, werde ich schneller behandelt."
Bagatelleinsätze verschlingen Ressourcen
Dazu gibt es laut dem Gewerkschafter viele Rettungseinsätze, bei denen kein richtiger Notfall vorliegt. "Ich stelle das mal krass und plastisch dar: Wenn ich jetzt zu einem Patienten fahre, der sich in den Finger geschnitten hat, also eine leichte Blutung, die man versorgen könnte mit einem Pflaster und dann zum Arzt gehen könnte, da fahre ich jetzt hin, und der Nachbar nebenan ist beispielsweise gerade umgekippt und reanimationspflichtig. Ja, da bin ich dann und klebe ein Pflaster und sein Nachbar verstirbt. Und das sollte sich jeder Bürger mal wirklich in den Sinn rufen."