Berlin: Ungeimpftes Kleinkind stirbt an Masern
Während die Politik über eine Impfpflicht diskutiert, meldet Berlins Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales den ersten Masern-Todesfall. Demnach ist ein eineinhalbjähriger Junge aus Berlin-Reinickendorf bereits am 18. Februar an den Folgen einer Maserninfektion verstorben.
Der Junge soll am 12. Februar zunächst Fieber entwickelt haben und im weiteren Verlauf dann Husten und den maserntypischen Hautausschlag. Am 14. Februar musste er dann stationär aufgenommen werden, weil sich sein Zustand offenbar zusehends verschlechtert hatte. Das Kind war laut Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) gegen viele Krankheiten, aber nicht gegen Masern geimpft; chronische Vorerkrankungen hatte es nicht.
Charité bestätigt Todesfall
Die Charité bestätigte unterdessen, dass sie den kleinen Junge zwischen dem 13. und 18. Februar an den Kinderkliniken im Wedding behandelt hat. Dort sei er dann leider auch verstorben. Derzeit werde noch untersucht, ob tatsächlich die Masernerkrankung für den Tod verantwortlich war, heißt es in einer Mitteilung des Universitätsklinikums.
Die Charité hat wie vorgeschrieben zunächst das zuständige Gesundheitsamt informiert. Am Montagmorgen hat dieses dann das Landesamt für Soziales und Gesundheit (Lageso) und die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt. Laut Czajas Behörde hat das Gesundheitsamt in der betreffenden Kindertagesstätte umgehend alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet, so wie es im Infektionsschutzgesetz vorgeschrieben sei.
Seit Oktober wurden in Berlin fast 600 Masernfälle gemeldet. Damit könnte der aktuelle Masernausbruch zu einem der größten Ausbrüche der letzten Jahre werden. Im Stadtteil Lichtenrade wurde am Montag eine Schule geschlossen, nachdem eine Masernerkrankung eines Schülers einen schweren Verlauf genommen hat. Am Dienstag soll die Schule wieder öffnen.
Debatte um Impfpflicht geht weiter
Angesichts der aktuellen Ereignisse sprach sich Czaja für eine Impfpflicht aus. Allerdings hält er sie für kaum durchsetzbar. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat sich am Montag dazu geäußert: Die Impflücken in Deutschland seien viel zu groß, sagte er, und verwies auf die im Präventionsgesetz verankerte Beratungspflicht von Eltern, die ihre Kinder in der Kita anmelden. Eine Impfpflicht stehe zwar nicht an, meinte Gröhe, aber sie sei auch kein Tabu mehr.
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