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Berlin – mehr Transparenz über Gesundheitsförderung erforderlich

Mittwoch, 14. November 2012 – Autor: Felix von Billerbeck
Die Potentiale sind da, aber sie werden noch nicht hinreichend erschlossen. Diese Aussage fiel immer wieder bei der Fachveranstaltung „Langes Leben in Berlin“ am 8. November.
Fachveranstaltung von Gesundheitsstadt Berlin e.V.

Angeregter Dialog bei Gesundheitsstadt Berlin

Gesundheitsstadt Berlin e.V. hatte eingeladen, um über die Chancen der Hauptstadtregion im demografischen Wandel zu diskutieren. Rund 40 Vertreter von Unternehmen, aus der Zivilgesellschaft, dem Gesundheitssektor und der Wohnungs- und Sozialwirtschaft besprachen an vier Tischen parallel die Themen Arbeit und Beschäftigung, Bürgerschaftliches Engagement, Gesundheit sowie Wohnen und Wohnumfeld. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Europäischen Jahres für aktives Altern 2012 statt.

Marion Haß, Geschäftsführerin Innovation und Umwelt der IHK Berlin, leitete die Diskussion über Arbeit und Beschäftigung. Die Beteiligten stellten klar, dass die Infrastruktur zur Gesunderhaltung der Arbeitnehmer in Berlin weiter ausgebaut werden müsse – hier sei auch die öffentliche Hand gefordert, z.B. in der Pflege der öffentlichen Sportanlagen und Schwimmbäder.  Mehr Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft, beispielsweise zwischen Unternehmen und Sportvereinen, seien notwendig, damit die Beschäftigten immer wieder auf die zahlreichen Bewegungs- und Sportangebote hingewiesen werden.

Demografischer Wandel in Berlin

Das Standortmarketing der Hauptstadt müsse auch auf die Attraktivität Berlins für ältere Arbeitnehmer abzielen, denn diese sind mit ihrem Erfahrungsschatz im demografischen Wandel der Schlüssel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Jobcenter müssen viel stärker Gesundheit als Schlüssel für ein langes und gesundes Arbeitsleben erkennen und entsprechende Beratungsangebote unterbreiten. Bei vielen Großunternehmen in Berlin gibt es bereits ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement, doch die rund 260.000 kleinen und mittleren Unternehmen in der Hauptstadt müssen stärker angesprochen werden. Von überragender Bedeutung sei die Schaffung einer größeren Transparenz über die zahlreichen Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote in der Region.

„Wir haben ein Zugangsproblem – es gibt viele Einrichtungen, aber kaum Transparenz für diejenigen, die sich engagieren möchten“, fasste Carola Schaaf-Derichs von der Landesfreiwilligenagentur Berlin die Diskussionsrunde zum Bürgerschaftlichen Engagement zusammen. Freiwilligenarbeit sei nicht hinreichend organisiert. Die bundesweit rund 2000 Freiwilligenmanager seien ein guter Anfang, jedoch müssten auch in der Hauptstadtregion deutlich mehr dieser Schnittstellenmanager ausgebildet und eingesetzt werden. Die Freiwilligenmanager vermitteln zwischen Kommunen, Unternehmen und Zivilgesellschaft und könnten dafür sorgen, dass die hohe Bereitschaft vieler Menschen, sich zu engagieren, in tatsächliches Engagement umgemünzt wird. Der demografische Wandel sei ohne eine größere Kultur des freiwilligen Engagements für ältere Menschen nicht human gestaltbar; es müsse selbstverständlich werden, sich für andere Menschen freiwillig zu engagieren. Hierfür seien gute Bedingungen weiter auszubauen; Anerkennung und Wertschätzung für die Freiwilligenarbeit müssten weiter verbessert werden.

Gesamte Versorgung mehr auf Ältere ausrichten

„Eine einzigartige Vielfalt an Trägern bietet in Berlin ein hoch spezialisiertes und differenziertes Gesundheitsangebot für nahezu jeden Bedarf“, stellte der Krankenhausmanager Elimar Brand klar, der die Diskussion zum Gesundheitswesen im demografischen Wandel leitete.

Es gelte jedoch, die gesamte Versorgung noch stärker an den Bedürfnissen älterer Patienten auszurichten. Genannt wurde beispielsweise ein geriatrisches Notfall-Assessment in Krankenhäusern,  eine bessere telemedizinische Versorgung - besonders bei chronisch kranken älteren Menschen.  Ein verbessertes Entlassungsmanagement könnte zudem für alleinstehende ältere Menschen die Betreuung nach dem Krankenhausaufenthalt verbessern. Auch müssten die Kliniken auf die Bedürfnisse  älterer Patienten stärker eingehen, z.B. durch Lichtleisten, die den nächtlichen Gang zur Toilette absichern und Stürze verhindern könnten.

Licht ist auch ein Aspekt bei der Ausstattung altersgerechter Wohnungen in Berlin. Die Mobilität in den Wohnungen und im Wohnumfeld sicherzustellen, ist ein zentrales Ziel der Berliner Wohnungsbauunternehmen, so Hendrik Jellema, Vorstand der GEWOBAG und Leiter der Diskussion Wohnen und Wohnumfeld. Die Hauptaufgabe liegt in der Bestandsmodernisierung, da in Berlin rund 80 Prozent der Einwohner zur Miete wohnen.

Jede Wohnungsmodernisierung im demografischen Wandel müsse so gestaltet werden, dass auch  junge Mieter in eine barrierearme Wohnung ziehen. Ältere Mieter müssen sich bei Einzug sofort wohl fühlen. Eine Wohnung darf sich nicht so präsentieren, als sei sie nur für ältere Menschen hergerichtet worden. Für Assistenzsysteme gelte der Grundsatz, dass sie nur im Bedarfsfall genutzt werden können und nicht verpflichtend sind, sonst fühle sich der Mieter bevormundet. Es gäbe fünf wichtige Ausstattungsmerkmale im Rahmen der altersgerechten Modernisierung: Aufzug, breite Türen, genügend Steckdosen, zentrale Steuerung von Licht und Stromzufuhr zu kritischen Geräten und Bodengleichheit der Dusche bzw. Schwellenfreiheit. Der Kostenrahmen für einen barrierearmen Umbau im Bestand dürfe möglichst durchschnittlich 5.000 Euro je Wohnung nicht überschreiten. Besonders wichtig sei, dass ältere Mieter im Radius von 500 Metern um ihre Wohnung herum Einkaufsmöglichkeiten und Angebote zur ärztlichen Erstversorgung fänden. 

Die Fachveranstaltung Langes Leben in Berlin wurde gefördert vom:

Hauptkategorie: Demografischer Wandel
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