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Bei der Sicherheit im OP ist noch Luft nach oben

Montag, 19. September 2011 – Autor:
Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg setzen zunehmend die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) für mehr Patientensicherheit um. Das ergab eine jetzt veröffentlichte Studie: Mehr als 80 Prozent verwenden Checklisten für Operationen und 60 Prozent benutzen anonyme Fehlermeldesysteme. Das Ergebnis lässt aber noch Luft nach oben.
Bei der Sicherheit im OP ist noch Luft nach oben

Mit einfachen Mitteln die Sicherheit erhöhen (Foto: AOK-Mediendienst)

 

Die Sicherheit von Patienten bei Operationen unter Anästhesie verbessert sich in Deutschland seit Jahren. In Industrieländern schätzen Experten die anästhesiebedingte Sterberate mit etwa einem von 100 000 Eingriffen als relativ gering ein. Trotzdem könnten Ärzte viele unerwünschte Zwischenfälle im Krankenhaus vermeiden, wenn sie bestimmte Sicherheitsschritte einhalten würden, meint Professor Dr. med. Hugo Van Aken, Generalsekretär der DGAI. Die Standards für die Sicherheit in der Anästhesie haben DGAI und BDA vor einem Jahr schriftlich in der Helsinki-Deklaration festgehalten.

Checkliste vor Operation

Wie viele Kliniken die Empfehlungen tatsächlich umsetzen, haben Anästhesisten der DGAI jetzt überprüft. An der Auswertung nahmen 28 Kliniken der Innovationsallianz Berlin-Brandenburg (INABBRA) teil. Demzufolge nutzen 82 Prozent der Kliniken vor Operationen eine Checkliste. Diese fragt einfache Schritte vor einer Operation ab, wie etwa die Identität des Patienten, ob er Allergien hat oder ob eine Antibiotikaprophylaxe notwendig ist. Etwa 60 Prozent der Kliniken erörtern Komplikationen regelmässig in sogenannten Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (M+M-Konferenzen). Jede fünfte Klinik veröffentlicht die Ergebnisse daraus in einem Jahresbericht. Auch das anonyme Fehlermeldesystem CIRS (critical incident reporting system) wenden bereits zwei Drittel der Kliniken an: In einem Online-Formular berichten Ärzte und Pflegende über kritische Ereignisse, die einem Patienten einen gesundheitlichen Schaden hätten zufügen können oder zugefügt haben. Von den Anwendern leiten immerhin 80 Prozent ihre Ergebnisse zur Auswertung an Experten weiter.

Mehr Patientensicherheit, mehr Qualität

"Ein offener Umgang mit Fehlern auch über die Klinikgrenzen hinaus ist entscheidend, um die Qualität an deutschen Krankenhäusern zu steigern", so Studienleiter Professor Dr. med. Willehad Boemke von der Klinik für Anästhesiologie der Charité Berlin. Denn dadurch könnten auch andere Kliniken aus Fehlern oder Beinahefehlern lernen. Um die Patientensicherheit weiter zu verbessern, fordert Boemke daher mehr Kliniken auf, CIRS in Zukunft nicht mehr nur klinikintern zu nutzen.

Zwar zeigten sich die Initiatoren der Studie zufrieden mit dem Zwischenergebnis. Dennoch forderten Experten der DGAI fordern alle Kliniken in Deutschland auf, die empfohlenen Strategien konsequenter einzusetzen, um Fehler bei Operationen zu vermeiden. "Checklisten, Fehlermeldesysteme sowie M+M-Konferenzen sollten in naher Zukunft zum Standard in jeder deutschen Klinik gehören", fordert Mitautorin Professor Dr. med. Claudia Spies, Tagungspräsidentin des HAI 2011. "Wir sind uns sicher, dass diese Standards die Anästhesie-Sicherheit entscheidend verbessern."

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