Arzneimittelhersteller liefern lieber ins Ausland
Es ist eine aktuelle Veröffentlichung des Statistischen Landesamtes Hessen, die den Hessischen Apothekerverband (HAV) stutzig macht: Am Montag hatte das Amt mitgeteilt, dass chemische und pharmazeutische Erzeugnisse im vergangenen Jahr zu den "hessischen Exportschlagern" gehörten. Mit insgesamt 16,4 Milliarden Euro rangierten diese Produkte mit weitem Abstand vor exportierten Fahrzeugen, Fahrzeugteilen und Fahrzeugzubehör. Die hessischen Apotheker sehen darin ein Indiz, dass Arzneimittelhersteller ihre Produkte wohl lieber ins Ausland liefern als an heimische Apotheken. „Seit Monaten kämpfen die hessischen Apotheker mit Lieferproblemen bei Arzneimitteln. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die pharmazeutische Industrie ihre Produkte lieber ins Ausland exportiert, wo sie höhere Margen erzielt, so ein Sprecher des Hessischen Apothekerverbands.
Arzneimittel sind hessische Exportschlager
Diese Schlussfolgerung werde dadurch untermauert, als die hessische Pharmaindustrie in 2013 bei der Produktion um 6,7 Prozent zugelegt habe, während die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent sanken. Der Verband führt diese in erster Linie auf die Rabattverträge zwischen Arzneimittelhersteller und Krankenkassen zurück. Dadurch würden die Preise und damit die Rendite immer weiter abgesenkt, so der HAV-Sprecher.
Und noch eine Veröffentlichung stärkt die Annahme der hessischen Apotheker. Ebenfalls am Montag hatte der Verband der Chemischen Industrie Hessen (VCI) mitgeteilt, dass die Branche ein merkliches Umsatzwachstum von 7,6 Prozent erwirtschaftete. Dieses Wachstum werde vor allem durch ein starkes Auslandsgeschäft getragen, hieß es. Der Anteil des Exportgeschäfts soll demnach 8,6 Prozent betragen.
Lieferengpässe auch bei Antibiotika
Seit fast zwei Jahren kommt es in deutschen Apotheken immer wieder zu Lieferengpässen. Nach einer Auswertung des Hessischen Apothekerverbands vom Februar ist eine ganze Bandbreite von Medikamenten betroffen, darunter Betablocker, Schilddrüsenhormone, Protonenpumpenhemmer und Antibiotika. Aber auch Basis-Impfstoffe für Kinder sind derzeit knapp. Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline kann derzeit seinen Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (Priorix-Tetra) sowie den Varizellen-Einzelimpfstoff Varilix nicht mehr ausliefern. Grund sind offenbar Herstellungsprobleme.
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