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Arbeitslosigkeit verdoppelt Sterberisiko

Dienstag, 8. Oktober 2019 – Autor:
Arme und arbeitslose Menschen haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit zu sterben als wohlhabende Altersgenossen. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung zeigt, wie der sozioökonomische Status die Sterblichkeit beeinflusst.
Einkommen und Arbeitslosigkeit entscheiden über Sterblichkeit

MPIDR-Studie: Einkommen und Arbeitslosigkeit entscheiden über Lebenserwartung – Foto: ©JackF - stock.adobe.com

Ob man steinalt wird oder früh stirbt – das entscheiden nicht nur die Gene, sondern auch sozioökonomische Faktoren wie Bildung, Einkommen und Beschäftigungsstatus. Laut einer neuen Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) haben Arbeitslose ein doppelt so hohes Sterberisiko wie Menschen in Lohn und Brot. Auch ein niedriges Einkommen ist ein stiller Killer, vor allem bei Männern: Die Sterblichkeit des am schlechtesten verdienenden Fünftels liegt demnach um 150 Prozent über dem des am besten verdienenden Fünftels. Schlechtere Bildung erhöhte das Sterberisiko für Männer hingegen nur um etwa 30 Prozent.

Daten von 27 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitslosen ausgewertet

Mit Sterberisiko ist die Wahrscheinlichkeit zu sterben gemeint, und zwar unabhängig vom Alter. Um diese Wahrscheinlichkeit zu berechnen, haben die Demografieforscher das Alter herausgerechnet, so dass am Ende nur noch andere Faktoren blieben wie eben das Einkommen oder wie Arbeitslosigkeit.

Die Studie basiert auf Daten der Deutschen Rentenversicherung. Ausgewertet wurden die anonymisierten Datensätze von 27 Millionen Arbeitnehmern, die im Jahr 2013 zwischen 30 und 59 Jahre alt waren. Die Ergebnisse sind jetzt im Wissenschaftsmagazin BMJ Open erschienen.

Unterschiede Ost /West auch sozioökonomisch erklärbar

Ein Ost-West-Vergleich zeigte, dass das Sterberisiko im Osten für die Männer etwa um ein Viertel höher ist als im Westen. Allerdings gibt es hier auch mehr Arbeitslose und Geringverdiener, so dass aus Sicht der Studienautoren die Wohnregion nur einen geringen Einfluss auf das Sterberisiko hat. Auch die medizinische Infrastruktur spielt ihrer Ansicht nach nur eine verschwinden geringe Rolle.

Wie extrem der sozioökonomische Status die Überlebenschancen beeinflusst, zeigt die am stärksten benachteiligte Gruppe der Männer im Osten: 14 Prozent zählen hier zur untersten Einkommens- und Bildungsschicht. Diese Gruppe hat im Vergleich zur höchsten Einkommens- und Bildungsschicht ein mehr als achtmal so hohes Sterberisiko.

Geringverdiener im Osten am stärksten benachteiligt

Mit 11 Prozent ist die am stärksten benachteiligte Gruppe unter den Männern in Westdeutschland kleiner, und mit einem gut fünfmal so hohen Sterberisiko etwas weniger benachteiligt. „Zumindest für die Männer sind die Sterberisiken im Osten also deutlich ungleicher verteilt als im Westen“, bilanziert Demografieforscher Pavel Grigoriev vom MPIDR. „Trotzdem beeinflussen auch im Westen Einkommen und Arbeitslosigkeit das Sterberisiko erheblich.“

Foto: © JackF - Fotolia.com

Hauptkategorie: Demografischer Wandel
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