Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Appendizitis: Antibiotika können oft OP ersetzen

Dienstag, 3. Juli 2012 – Autor: Anne Volkmann
Bei einer Appendizitis wird in der Regel operiert. Doch in vielen Fällen kann eine Therapie mit Antibiotika eine wirksame Alternative sein.
Appendizitis ist mit Antibiotika behandelbar

Appendizitis ist mit Antibiotika behandelbar

Eine Appendizitis - im Volksmund fälschlicherweise oft als "Blinddarmentzündung" bezeichnet - hat häufig einen rasanten Verlauf, und ohne Behandlung kann es zu einem Organdurchbruch (Perforation) kommen. Um das zu verhindern, wird derzeit fast immer so schnell wie möglich operiert. Es gibt aber seit kurzem auch die Möglichkeit, die Entzündung zunächst unter strenger Beobachtung mit Antibiotika zu behandeln und erst bei einem Versagen dieser Therapie zu operieren. Um den Erfolg der Antibiotikabehandlung bei Appendizitis zu bewerten, haben Ärzte des Nottingham University Hospitals nun in einer Metaanalyse, die im Britischen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, vier Studien mit insgesamt 900 Patienten ausgewertet.

Alle Patienten waren mit Verdacht auf unkomplizierte Appendizitis ins Krankenhaus eingeliefert worden. 470 von ihnen wurden mit Antibiotika behandelt, die anderen wurden sofort operiert. Die Therapie mit Antibiotika war bei 63 Prozent der Patienten erfolgreich. Bei ihnen war keine nachfolgende Operation notwendig, und sie entwickelten auch im folgenden Jahr keine erneuten Beschwerden. 20 weitere Prozent sprachen zunächst auf die Antibiotika-Behandlung an, wurden aber innerhalb eines Jahres mit neuen Beschwerden ins Krankenhaus eingewiesen und dann in der Regel auch operiert. Bei den restlichen 17 Prozent zeigte die medikamentöse Therapie gar keinen Erfolg, so dass nach kurzer Zeit doch operiert werden musste.

Antibiotika können Komplikationen bei Appendizitis senken

Die Studie zeigte, dass durch die Behandlung mit Antibiotika das Risiko für Komplikationen im Vergleich zur sofortigen Operation um 31 Prozent gesenkt werden konnte. Auch die Sorge, dass es zu einem Durchbruch kommen könnte, wenn nicht sofort operiert wird, erwies sich als unbegründet. Die Anzahl der Perforationen sank durch die medikamentöse Therapie sogar. Gegen eine sofortige Operation spricht auch, dass ein Eingriff unter Narkose immer ein Risiko darstellt und dass der Wurmfortsatz (die Appendix) als Teil des Immunsystems durchaus einen gewissen Nutzen hat. Zudem können in Folge der Operation die Darmschlingen verkleben. Weitere mögliche, wenn auch seltene Komplikationen sind Wundinfektionen oder das Aufgehen der Nähte.

Diese Risiken wurden bisher im Vergleich zum Risiko einer Komplikation durch eine zu spät behandelte Appendizitis als gering betrachtet. Die neue Analyse zeigt jedoch, dass durch den primären Versuch einer Antibiotikabehandlung und einer dadurch eventuell verzögerten Operation die Komplikationen nicht steigen. Die Studienautoren sprechen sich daher bei Patienten mit Verdacht auf unkomplizierte Appendizitis für die Strategie "wait, watch and treat" aus - also für Abwarten, Überwachen und Antibiotikagabe. Bei eindeutigen Zeichen einer Perforation muss aber nach wie vor sofort operiert werden.

Bild: Paulwip, fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Blinddarm , Antibiotika , Arzneimittel , Chirurgie

Weitere Nachrichten zum Thema Antibiotika

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin